Forum Papier­theater e.V.

7. Januar 2018

Heimattheater-Premiere in Haases Papiertheater im November 2017

„Bitte umsteigen!“ –
Geschichten und Geschichte aus dem Bergischen Land

von Sieglinde Haase

Unser viertes lokales Papiertheaterstück nimmt den Zuschauer mit auf eine Rundreise durch die drei bergischen Großstädte Remscheid, Solingen und Wuppertal. Immer wieder heißt es dabei „Bitte umsteigen!“, denn wir fahren mit ganz verschiedenen und einzigartigen Verkehrsmitteln.

Aber beginnen wir doch die Reise in unserem kleinen Theater; auf dem Programm steht im November 2017 die Premiere von „Bitte umsteigen!“. Das Interesse war so groß, dass die Plätze nicht ausreichten. Zusätzlich kam eine Reporterin vom WDR Fernsehen, sowie die lokalen Pressevertreter zweier Zeitungen. Eine Zuschauerin brachte anlässlich der Premiere sogar einen dicken Blumenstrauß für uns mit.

Viele unserer Gäste haben noch nie eine Papiertheateraufführung gesehen und keiner von ihnen kann sich vorstellen, was sie jetzt erwartet. Das lokale Thema sprach sie an und alle waren gespannt.
Der Vorhang hebt sich und ein O-Bus aus Solingen fährt ins Bild, an bergischen Häusern vorbei. Er bleibt vor einem sich drehenden Rollpanorama stehen, sodass der Eindruck entsteht, der Bus fahre. In Müngsten, einem Stadtteil von Solingen, steigen wir in die einzigartige Schwebefähre, die sich mit Muskelkraft, ähnlich einer Draisine, auf Stahlseilen über die Wupper ans andere Ufer bewegt. Dabei schauen wir zu, wie in 107 m Höhe ein Zug über die Müngstener Brücke rollt, Deutschlands höchster Eisenbahnbrücke, eingeweiht 1897.
Nun heißt es wieder „Bitte umsteigen!“. Wir fahren weiter mit einem historischen Dampfzug und anschließend mit der Straßenbahn, auf Deutschlands steilster Straßenbahnstrecke mit 10,8 % Gefälle; Verkehrsmittel, die in Remscheid längst der Vergangenheit angehören. Eine S-Bahn bringt uns dann nach Wuppertal, wo wir in die weltweit einzige Schwebebahn steigen und im Kaiserwagen über das Tal der Wupper schweben.
Während der gesamten Fahrt unterhalten wir die Zuschauer mit Anekdoten, Rätseln, Witzen und historischen Begebenheit aus der Region.Genauso wie die Menschen damals schwenken auch wir die Fähnchen auf der Bühne, wenn vom Kaiser die Rede ist, der der Schwebebahn und der Müngstener Brücke seine Aufwartung macht.
Die nostalgische Aufführung lässt unseren Zuschauern noch viel Raum für ihre Phantasie, bis sich der Vorhang wieder senkt. Großer Applaus, das Licht geht an, und wir und unsere Zuschauer sind wieder angekommen im kleinen Theater, wo wir gerne die vielen Fragen beantworten. Nach dem Blick hinter die Kulissen lassen wir die Sektkorken knallen, um auf die Premiere mit unseren Gästen anzustoßen. Viele Zuschauer versichern uns beim Abschied, dass sie nicht zum letzten Mal bei uns waren. Nach den Interviews, den Fotoaufnahmen und dem Dreh für den WDR kehrte auch bei uns wieder Ruhe ein. So sitzen mein Mann und ich eine Weile gemütlich an der Bar, stoßen auf den gelungenen Abend an und lassen diesen noch einmal Revue passieren. Weitere Aufführungen mit diesem Stück werden folgen und wir freuen uns auf diese „Heimspiele“.
Auch die anderen Stücke mit lokalem Bezug sind unser „Renner“, und das Interesse ist besonders groß bei unseren älteren Zuschauern und in Museen, aber auch zur Auflockerung des Unterrichts an Schulen.
Da sind unsere „Bergischen Sagen“, unsere „Remscheider Dönekes“ und die Biographie des in Remscheid geborenen Physikers Wilhelm Conrad Röntgen.
Selbst wenn viele Menschen das Papiertheater nicht kennen, so lassen sie sich doch von den Geschichten und Bildern ihrer Heimat ansprechen.
Wir können nur alle Bühnen, die eigene Stücke inszenieren, ermutigen, auch selbst einmal ein Stück mit lokalem Bezug auf die Beine zu stellen. Dazu bieten sich z.B. Geschichten oder Sagen aus der Region an, besondere Bauwerke, industrielle Besonderheiten oder berühmte Persönlichkeiten. All das lohnt sich, auf der Bühne dargestellt zu werden. So verbindet sich auch Unterhaltsames mit Lehrreichem, nach dem Motto auf einem dänischen Proszenium: „Ei blot til lyst“ („Nicht nur zum Vergnügen“).

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