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Christian Reuter / Forum Papiertheater
Het internationale papiertheater festival
op de vischmarkt in Harderwijk
20.–22. Mai 2009
Ihr zweites Festival haben Harry und Tieneke Oudekerk rund um den Vischmarkt in Harderwijk wunderbar organisiert.
Harderwijk, eine Stadt mit 40000 Einwohnern, liegt 50 km nordöstlich von Utrecht am südlichen Rand der Zuidersee, inmitten schöner niederländischer Landschaft, mit den immer wieder beeindruckend properen, zierlichen Häuschen mit alter Ziegelarchitektur und herrlich großen Fenstern.
13 Bühnen aus 6 Ländern waren mit ihren Produktionen eingeladen, und zusätzlich gab es eine kleine interessante Ausstellung spanischer Bühnen der Sammlerin Lucia Contreras.
Ein ganz besonderes Flair dieses Festivals boten die Aufführungsorte bei Familien in ihren Häusern am Vischmarkt und seinen kleinen Nebenstraßen. Die Familien hatten ihre Räume vorbereitet, Sitzplätze für ca. 20 Zuschauer aufgestellt. Oft waren die Bühnen in den Durchgängen zum Nebenraum aufgebaut: Familiäre Atmosphäre, beinahe wie in der Blütezeit des Kindertheaters.
Die Häuser lagen nur wenige Schritte auseinander. Ein Foto des jeweiligen Hauses auf der Eintrittskarte machte es leicht, den Spielort zu finden, zumal alle Spielstätten von weitem auch schon durch eine Ballonfahne zu sehen waren.
Der alte Tor-Turm mit seinen abenteuerlich steilen Treppen war einer der wunderbaren Spielorte. Dort zeigte das Wiener Papiertheater technisch perfekt und immer wieder beeindruckend „Peter und der Wolf“. Das Klettern lohnte sich.
Solch ein Wimpel kennzeichnete auch den ständigen Treffpunkt, die frühere zum Kulturlokal umfunktionierte restaurierte Synagoge, wo immer Kaffee und Kekse für uns bereitstanden, Gespräche möglich waren und sich alle Teilnehmer zum Lunch und Diner zusammenfanden.
Jede der 13 Bühnen zeigte vier Vorstellungen: 11 Vorführungstermine gaben den Spielern die Möglichkeit, sieben Stücke ihrer „Konkurrenten“ zu sehen. Ein ganz anderes Umfeld als in Preetz. Es ist wunderbar, dass die verschiedenen Festivals jeweils eigene Charaktere entwickeln.
Neben Bühnen, die uns schon häufig in Preetz begegnet sind, waren auch überraschende neue zu sehen. So zum erstenmal Sarah Peasgood, die sehr interessant einen Comic auf die Papierbühne gebracht hatte. Die sehr klaren Dekorationen und Figuren in kräftigen Farben gaben eine beeindruckende Optik. Der schnelle Szenenwechsel wird gewiss noch mit jeder Aufführung flüssiger.
Das Schattenspiel „Vampire“ der Österreicher Ingeborg und Richard Kruspel zeigte eine ganz andere, nicht nur durch das Schattenspiel ungewohnte Sicht auf das Leben der Untoten. Bram Stoker stand nur von Ferne Pate. Richard las neben der Bühne sitzend den von seiner Frau gedichteten Text, die auch Bühne und Figuren gestaltet hatte.
Neu war für die Preetzbesucher auch „Zwanzig Minuten“ von Frits Grimmelikhuizen. Er setzte wieder hauptsächlich seine eigenen Musik-Kompositionen in optisch geometrische Abläufe um, die sich langsam in realere zuerst Natur-, dann Zivilisationswelten verwandelten, um in eine Katastrophe zu münden. Aus dieser deutet sich am Ende die Wiederauferstehung der Natur an.
Ganz entzückend die Oper „Zar und Zimmermann“, die Dick Zijlstra unter dem Titel „Gezocht: Ene Peter“ auf die kleine Bühne brachte. In zeitgemäßem Kostüm des Antwerpener Bürgermeisters trat er vor seine Schreiber-Bühne (die seitlichen Musenfiguren waren plastisch unterlegt) und führte in den Ablauf der Oper ein, die sich dann mit dem Papier-Bürgermeister und Schallplattenarien im kleineren Bühnenrechteck fortsetzte.
Ted und Enid Hawkins spielten „The Scourge of the Gulph“, ein Stück im Stil der Penny-Plain-Ära vom Maler und Autor Jack B. Yeats, mit beeindruckend klaren Dekorationen.
Dr. Neff’s Puppet-Company aus New York sind Puppenspieler, spielen in den USA unter anderem Poulters „Blutkur“ und bieten Papiertheater-Workshops an. In Harderwijk zeigten sie in diesem Jahr „Rip van Winkle“, eine Geschichte der Besiedelung und Erforschung Nordamerikas durch die Oostindische Companie. Das Proszenium war wunderschön gestaltet nach dem College-Saal des PT Barnum-Museums New York (dem früheren Neu-Amsterdam).
Am Freitag-Abend fanden sich die Spieler, die Familien, die Ihre Häuser geöffnet hatten, viele Gäste des Festivals und die Veranstalter zum gemeinsamen Abschluss-Buffet im Hafenrestaurant ein. Gewürzt wurde der Abschlussabend durch Vorführungen, z. B. einer Zirkusnummer von Peter Peasgood.
Leider musste ich dann meinen weiten Heimweg antreten und konnte die weiteren Höhepunkte des Abends nicht mehr erleben.
Ich möchte Harry und seinen vielen Helfern, die er mit großem Engagement einzubeziehen verstand, herzlich für dieses gelungene Festival danken. Es ergänzt Preetz durch seinen eigenen Stil und hilft, die Papiertheatergemeinde zu erweitern.
Auf Harrys Internet-Seite gibt es eine Bildergalerie des Profi-Fotografen, der sein häusliches Atelier auch für eine Bühne ausgeräumt hatte:
www.papiertheaterfestival.nl/start.html
Die StÜcke und BÜhnen:
Het Kind van Was / Ingwenya ne Mfene – Puppetales, Südafrika
Rip van Winkle – Dr.Neff’s Incredible Puppetcompany, USA
The Garden of Allah – Thimble Theatre, Großbritannien
Krazy Kat – Sarah Peasgood, Großbritannien
The Scourge of the Gulph – Ted Hawkins New Pirate Theatre, Großbritannien
Peter en de Wolf – Wiener Papiertheater, Österreich
Vampire – Schattentheater, Österreich
De Herberg in Spessart – Bode’s Koffertheater, Deutschland
Gezocht: Ene Peter – Dick Zijlstra, Niederlande
Twintig Minuten – Grim’s Papierentheater: Niederlande
Het Sneeuwkind – Catherine Marie, Niederlande
Schateiland – Phoenix Papierentheater, Niederlande
De Legende van St. Joris – Papiertheater Hanneke Kuipers, Niederlande
Ausstellung
Lucia Contreras, Spanien, zeigt Spanische Papiertheater aus ihrer Sammlung