Fotos: Inge und Christian Reuter
Text: Christian Reuter
Schaulust und Spiellust - Die kleine Grosse Welt des Papiertheaters
Sammlung Christian Reuter
Die Ausstellung „Schaulust und Spiellust.Die kleine große Welt des Papiertheaters“ im Clemens-Sels-Museum in Neuss hatte ihren letzten Tag am Ostermontag 2011
Eine schöne große Ausstellung soll jedoch nicht ganz vorbei sein.
Viele, die sie gern gesehen hätten, konnten einen weiten Weg nicht
auf sich nehmen oder fanden in den acht Wochen nicht die Zeit für eine
Reise in diese Stadt am Rhein.
Eine Reihe von Bildern führen nun durch die Ausstellung, die so noch
einmal durchwandert werden kann.
Man tritt durch eine große Roithner-Bühne mit menschengroßen
Fidelio-Figuren im Schreiber-Kerker (die passenden Szenentexte hängen
benutzbar an der Seite) in den ersten Ausstellungssaal. Guckkästen
(Sammlung Feldhaus), Krippen, Tinselbilder und Brühlsche
Kostümzeichnungen zeigen Vorstufen zum Papiertheater.
Der nächste Saal beginnt mit vier der frühesten Kostümbogen
(Theatermuseum Düsseldorf) der Düsseldorfer Firma Arnz. Für etliche
Figuren auf diesen Arnz-Bögen findet man die Kostüm-Bilder aus der
Flachvitrine als Vorlagen. Die weiteren Bogen führen über Winckelmann
und den kolportierenden Neuruppiner Kühn weiter in die Welt des
Papiertheaters. Gegenüber wird die Entwicklung durch eine
(wahrscheinlich) Winckelmann-Bühne, vielleicht um 1840, das
Biedermeier-Theater der Wiener Firma F. Mayer von 1850 und das Berliner
Engel-Theater von ca. 1885 in stilistisch zeittypischen Umfeldern
deutlich gemacht.
Der nächste Raum führt über Bogen mit Zubehör, wie Versatzstücken,
Vorhang- und Kulissenteilen vorbei an vielen Hintergrund und
Seitekulissenbogen in den deutschen Hauptraum auf eine große
Victoria-Bühne der Spielzeugfirma Roithner zu, die in Anlehnung an ein
Gemälde im Filmmuseum Düsseldorf in eine Türöffnung eingebaut ist. In
der Raumecke gegenüber stehen hinter Glaswänden Bühne neben Bühne,
davon allein fünf Schreiberbühnen. Neben anderen Firmen sind Scholz,
Sala, und Gottschalk vertreten. Das vergrößerte Roithner-Theater des
Eingangs ist hier im Original zu sehen.
Man tritt durch eine rote Vorhangtür in der Wand mit Figurenbogen in
den nächsten Raum, der der Technik gewidmet ist. Hilfsmittel für Licht,
Ton, Bühnentricks, Vorbereitung, Lithographie und Literatur sind neben
der Rückseite des „Türtheaters“ mit seiner Schnürbodentechnik zu sehen.
Ein Filmchen des WDR über ein häusliches Papiertheater läuft auf
kleinem Videoschirm und bietet Einblicke in die Spieltechnik.
Vorbei an Trentsensky-, englischen und dänischen Bogen kommt man in
den Saal der ausländischen Theater. Ein Jacobsen-C-Theater und ein
hölzernes Pegasus von Aller beeindrucken. Daneben sind in einer Reihe
der dänischen Durchschein-Dekorationen die Effektlichter zu schalten.
Die große Raumecke gegenüber ist wieder mit vielen Bühnen gefüllt, vor
allem französische, englische, dänische und spanische Theater zeigen
die europaweite Verbreitung dieses Spielzeugs. Auch hier sind wieder
verschiedene natürlich ausländische Bogen an den freien Wänden zu
sehen.
Im letzten großen Raum ist eine benutzbare Bühne der m&n-reprise
– verständlicherweise mit Figuren und Dekorationen des Freischütz -
aufgestellt. Hier wird Verwandtes gezeigt, Bastelbogen, Kaspertheater
und die zum kreativen Basteln anregenden „LebensBühnenBilder“ des
Neusser Künstlers Armin Kastner. Eine Schreiber-Theaterkrippe schließt
diesen Raum und führt zu den zwei Vitrinen mit den ebenfalls verwandten
Pop-up-Büchern.
Damit ist man noch nicht ganz am Ende: Die Proszenien- und
Vorhangsbogen findet man die große Treppe herabgehend in den
Wandvitrinen im ersten Stock.
Wer Genaueres wissen will schaue unter
www.clemens-sels-museum-neuss.de nach.
Christian Reuter April 2011