Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Great Small Works führen sie als Bänkelgesang auf, mit Spielzeugklavier, Posaune, Bildertafel und Stimme: Die Geschichte des Papiertheaters. Wer immer begann, diese in Worte zu fassen, setzte einen Prozess in Gang, der über Abhandlungen, Vorworte, Katalogtexte, Einleitungsreden und schließlich über Kapitel zahlreicher Websites zur Formel gerann.
Ein wichtiger Faktor für Entstehung und Verbreitung des Papiertheaters war demnach – neben den drucktechnischen Voraussetzungen –, die Familie, und zur Blütezeit im 19. Jahrhundert trafen sich hier die Interessen aller Altersgruppen.
Aus den im Vergleich zur Entstehungszeit radikal veränderten soziologischen Bedingungen, dem im Umfeld moderner Medien nicht mehr vergleichbaren Stellenwert des Papiertheaters gilt es eine aktuelle Formel für den Fortbestand abzuleiten, und einer der entscheidenden Faktoren scheint mir zu sein: der gesetzte Erwachsene.
Wer kann heute dazu verlockt werden, Papiertheater zu spielen? Der Erwachsene, der sich in seinem Leben noch einmal neu besinnt, sich daran erinnert, dass er einmal Spaß am Zeichnen hatte, Musik gemacht hat, schon immer einmal schreiben wollte, am Bett der Kinder oder Enkel seine Lust am Deklamieren entdeckt hat, handwerkliche Fähigkeiten besitzt, ein kleines Theaterunternehmen managen möchte, – der findet im Papiertheater das ideale Medium, seine Kreativität im kleinen und vielleicht auch einmal größeren Kreis auszuleben.
Doch wo bleiben die Kinder? Irmela Kopp erzählt in diesem Heft, wie sie ihre gesamte Verwandschaft auf die Papiertheaterbühne bringt (Seite 2). Uwe Warrach, selbst Papiertheater spielender Großvater, schildert in seinem „ersten Papiertheaterroman“, veröffentlicht auf mittlerweile zwei Doppel-CDs, wie selbstverständlich in dieser Altersgruppe Leben und Theater miteinander verschmelzen
(Rezension Seite 3).
Nicht zu unterschätzen für die Weiterentwicklung war und ist der Faktor Preetzer Papiertheatertreffen: Dass hier nur deutsche Erstaufführungen gezeigt werden, hat sich im Laufe der 20 Jahre seines Bestehens als ein wahrer Schaffens-Motor erwiesen, der Publikum und Spieler gleichermaßen bewegt. Norbert Neuman war vom ersten Jahr an dabei und würdigt die Bedeutung des Treffens in einem großen Rückblick (Seite 4).
Damit sich der kreative Papiertheaterspieler angesichts heutiger Möglichkeiten, die Computer, Scanner, Drucker und Internet bieten, nicht strafbar macht, beschreibt der Jurist Willers Amtrup in seinem Ratgeber, was erlaubt ist und was nicht (Seite 5).
Zu guter Letzt: Hier beginnt wieder ein neuer Abschnitt in der kurzen Lebensgeschichte unserer Zeitung: die Flöhe sind aus dem Sack – Web-Ausgabe und gedruckte Zeitung haben nicht mehr den gleichen Inhalt. Diesmal ist es die gedruckte Ausgabe 2, die unserer Webedition um einige Artikel voraus ist.
Viel Vergnügen bei der Lektüre!
(rs)
INHALT – Nr. 3 – September 2007
Irmela Kopp und ihr Familientheater:
Bühne frei für die Verwandtschaft
Seite 2
„Herr Ober, zwei Cognac!“ –
Marlis Sennewald rezensiert Uwe Warrachs
Hör-CD „Belisa und Max Teil 2“
Seite 3
Preetziosen – Norbert Neumann
zum 20. Preetzer Papiertheatertreffen
Seite 4
Willers Amtrup gibt Lebenshilfe – Urheberrecht im Papiertheater Seite 5
Illustration von Hana Voriskova
aus Tschechien zu ihrem StÜck „Die Reise“
Das PapierTheater Nr.3 SEITE 2 September 2007
Familientheater
Mutter mit Kindern und Schwiegerkindern
Mach nicht so ein Theater!“ Wer kennt diesen Ausspruch nicht? Mütter sagen ihn oft, ziemlich oft, vor allem dann, wenn der Sprössling nicht so will, wie er soll.
Hat jemand schon mal darüber nachgedacht, dass so angewendet, der Begriff Theater bei Kindern negativ verstanden wird? Schade, denn das Theater ist eine wundervolle Welt für Kinder und für Erwachsene auch. Ich bin sogar der Meinung, Kinder brauchen Theater und je früher sie dem Theater begegnen, um so bessere Chancen haben sie für ihre Entwicklung. Sprache, Ausdrucksweise, Selbstbewusstsein, Konzentration und Kreativität sind nur einige Schritte, die das Theaterspielen fördert.
Theater spielen, schön und gut, wie aber soll man das anstellen? Wie wäre es mit einem Papiertheater, das Sie selber basteln, um daraus ein Familientheater zu machen? Erlauben Sie mir einen kurzen Rückblick, wie ich dazu gekommen bin.
Im Jahr 1990 hatte ich vom Papiertheater noch nichts gehört und wurde sehr neugierig, als eine Buchhandlung einen Vortragsabend mit alten Papiertheatern anbot. Ein reizender Abend, eine kleine, entzückende Welt. War ich in Illyrien, schwebte ich auf Wolken? Ach, welche Wonne brachte da der ältere Herr vom Museum Zürich in unsere Mitte. Und wie traurig endete der Abend. Er sagte: Ja, meine Damen und Herren, diese Kunst gehört der Vergangenheit an. Das Papiertheater gibt es nicht mehr.
Mein Herz sagte mir etwas anderes und in dem Moment war unser Familietheater geboren. Die Idee ließ mich nicht mehr los und ich ging auf die Suche. In einer Bibliothek fand ich ein Buch mit winzigen schwarz-weiß Abbildungen berühmterBühnen. Schon damals gefiel mir das Schreiber-Proszenium von 1885 am besten.
Im Copyshop vergrößerte ich die Minibühne und vergrößerte und vergrößerte noch mal, dann schnitt ich es auseinander und vergrößerte wieder, bis ich schließlich die Teile so groß hatte, um einen Karton damit zu bekleben, den ich vorher mit Bühnen- und Seitenausschnitten versehen hatte. Ich malte das Proszenium an und mit Portraitfotos der ganzen Familie wurde diese Bühne zur Familienbühne.
Meine Eltern prangten als Götter im Tympanonfeld. Im Fries darunter sämtliche Kinder, Enkel und Urenkel aus der Großfamilie. Die Säulenfiguren wurden zu Schwestern, die Reiter zu Brüdern, Ehepaare fanden sich in den Rosetten wieder. Mein erstes Papiertheater rief sofort
Lacher hervor und mein erstes Stück war zum 80. Geburtstag meiner Mutter, und zeigte Episoden aus ihrem Leben.
Aus Bilderbüchern, Kunstbüchern und Zeitschriften suchte ich mir meine „Schauspieler“ zusammen und versah die gemeinte Person immer mit einem Porträtfoto. Diese Vorgehensweise finde ich persönlich sehr lustig, denn jetzt schon kann man die Familiengeschichten auf der Bühne witzig gestalten und absichtlich der lieben Verwandtschaft einen Spiegel vorhalten. Mein Bruder als Ritter, meine Schwägerin als Burgfräulein, meine Mutter als Elfe über allem schwebend, während ihre fünf Kinder auf der Bühne rumtoben. Schon bei der ersten Vorführung gab es im Familienpublikum großes Vergnügen und jeder wollte wissen „who is who“.
Nun ja, da kann es passieren, dass eine ältere Schwester als kleines Mädchen erscheint und eine jüngere Schwester auf dem Arm hält, die als erwachsene Frau auf dem Foto zu sehen ist. Ja, ja, ich weiß, Familienverhältnisse sind immer schwierig für Außenstehende, aber ich möchte damit nur andeuten, welch wunderbare Möglichkeiten das Papiertheater bietet, Familiengeschichten zu persiflieren.
So weit meine Erinnerungen an mein erstes Papiertheater, aber nun noch etwas zu den Figuren, wenn Sie es selbst machen wollen. Jede Figur wird auf stabile Pappe geklebt, sauber ausgeschnitten und ein 30 bis 40cm langer Vierkantstab an der Rückseite der Figur befestigt. So kann die Figur auf dem Bühnenboden hin und her geschoben werden.
Als Kulisse sollten Sie auch etwas nehmen, dass Wiedererkennungswert hat. Als Rückbild eignet sich eine Stadt- oder Landschaftsansicht, die jeder in der Familie kennt. Oder fotografieren Sie Ihr eigenes Zuhause und machen daraus Hintergrund und Seitenkulissen. Ein unaufgeräumtes Kinderzimmer z. B. wirkt Wunder unter Geschwistern. Eine ausführliche Anleitung, wie Sie selbst ein Papiertheater herstellen können, finden Sie im Bericht „Papiertheater im Klassenzimmer“.
Die Familienpapiertheaterbühne ist immer noch ein Dauerbrenner. Hochzeit, Taufe, oder Konfirmation sind Gelegenheiten, dass immer wieder Szenen dazu kommen und jeweils der Hauptperson eine ganz besondere Aufmerksamkeit zuteil wird, die als besonderes Geschenk empfunden wird.
Das alles hört sich nach viel Arbeit an, aber ich verspreche Ihnen, viel mehr Spaß wird Ihr Lohn sein.
Die 80. jährige Jubilarin als kleines MÄdchen
Tochter, Enkelin und Urenkel der Jubilarin reisen in den Urlaub.
Eine andere Geschichte – Enkelin reist mit ihrer Familie in den Urlaub.
Das PapierTheater Nr.3 SEITE 3 September 2007
Frisch erschienen
CD-Cover
Eine endlose Autofahrt von Hamburg nach München, Regen, Baustellen – zum Glück hatten wir die neue CD mit dem zweiten Teil des Papiertheaterromans von Uwe Warrach dabei …
In Göttingen die Scheibe in den Player eingelegt, tauchten wir erst in Nürnberg wieder aus dem akustischen Papiertheater auf: die zweieinhalb Stunden waren wie im Fluge vergangen. Wir waren uns einig: ein Meisterwerk, das Uwe Warrach da vorgelegt hat.
Die Protagonisten der Geschichte erleben buchstäblich, was wir Papiertheaterbegeisterten hin und wieder beim Zuschauen empfinden: sie werden verzaubert und ins Bühnengeschehen hineingezogen.
Als Opa Reinhard die beiden Geschwister Belisa und Max, sechs und zehn Jahre alt, zu einer Papiertheateraufführung mitnimmt, geraten die beiden unversehens in der doch eigentlich beschaulichen Weihnachtszeit in Turbulenzen vor, hinter und vor allem zwischen den Kulissen.
Da geht es munter hin und her zwischen Wirklichkeit und Traum, wie die Erwachsenen es banal unterscheiden, weil sie nicht verstehen, dass es diese Grenze nicht wirklich gibt – das heißt, manche Erwachsene verstehen es nicht und sorgen sich, wenn die Kinder von den Erlebnissen auf einem Piratenschiff oder einem Besuch bei der dänischen Königin berichten, den lange verschwundenen Großvater Jakob als Papiertheaterdirektor wiederentdecken und mit ihm zusammen Hans Christian Andersen begegnen.
Sollte da nicht besser der Schulpsychologe eingeschaltet werden? Aber schließlich ist es die Magie oder die Phantasie, die es schafft, die realen Probleme, und davon gibt es in dieser Geschichte reichlich – das pleite gegangene Theater, den arbeitslos gewordenen Vater, die vom Mann verlassene Großmutter „Obwohl“ – zu lösen und am Ende gar Menschen zum Guten zu läutern. Ein vielschichtiges Erzählwerk mit spannend-raffinierter Handlung, so überquellend im Detail, dass
man fürchtet, die vielen Handlungsstränge könnten sich verheddern; aber keine Angst, sie tun es nicht. Ein wahres Panoptikum unterschiedlich gezeichneter und stimmiger Charaktere hat Uwe Warrach in stilsicherer Sprache zusammengeführt – und, vor allem, so wunderbar gesprochen!
Die Erzählerstimme des Autors versetzt mich zurück in schönste Kinderfunkzeiten, und wie er die verschiedenen Figuren stimmlich porträtiert, ohne zu überziehen, ist Hörgenuss pur. Meine Lieblingsfigur ist Oma Pott, nicht zuletzt wegen ihres kernigen hamburgischen Akzents, eine ehemalige Catcherin und Papiertheaterkoryphäe, die den intriganten Theaterdirektor Schwan schon mal mit dem „doppelten Obelix“ aufs Kreuz legt.
Die Bandbreite der zwei Doppel-CDs ist groß: von den Ausführungen des Papiertheaterspielers Jakob Borg über die Phantasie als der großen Kraft des Kindes – ein Credo fast, tief berührend –, oder der Vision einer vom Papiertheaterfieber befallenen Stadt, in der die Familien wieder zusammenhocken und das Fernsehen vergessen, fast zu schön, bis zu der ganz handfesten, ungemein lebendigen und komischen Verschwörungszene im Theatercafé zwischen Gundula Hellpapp, der ewig schnurksenden Kunstlehrerin, und Theaterdirektor Richard Schwan, der für die ultimative Papiertheateraufführung des Schwanensee mittels schwarzer Magie eine ganze Ballettschule entführen will („ … oder darf ich Gundi zu Ihnen sagen? … Herr Ober … noch zwo!“) und hält für Kenner einen ergötzlichen Fundus an Anspielungen bereit, hintergründig, wer es möchte. Geschickt eingewoben erfährt man auch einiges über die Geschichte des Mediums.
Papiertheater akustisch präsentiert: eine gewagte Unternehmung, doch gelungen und so verzaubernd wie das echte Papiertheater in seiner besten Form.
Belisa und Max – Der erste Papiertheaterroman auf Hör-CD
ersonnen und vorgetragen von Uwe Warrach
Teil 1: Das Papiertheaterschiff
120 Minuten Spieldauer, ab 6 Jahren; ISBN 978-3-938812-52-5
Teil 2: Papiertheaterakademie
150 Minuten Spieldauer, ab 8 Jahren; ISBN 978-3-938812-53-2
Preis je Doppel-CD:
im Buchhandel 9,95 €
im Museum Hanau
bei Pollidor’s Papier Curiosa, Preetz, www.pollidor.de
beim Autor, uwe.warrach@t-online.de:
nur 5,– € zugunsten des Museums bzw. des Vereins Forum Papiertheater
Das PapierTheater Nr.3 SEITE 4 September 2007
Aus der Lästerecke beobachtet
Die spinnen, die Preetzer! Davon war ich jedenfalls vor 20 Jahren überzeugt. Und nicht nur ich … Jedes Jahr ein Papiertheater-Treffen (tick, tick an die Stirn …)! Wo wollen die denn so viele Spieler und Zuschauer herkriegen – jedes Jahr (tick, tick an die Stirn …)?! Alle drei Jahre – besser alle fünf Jahre, das könnte vielleicht klappen – vielleicht … Bißchen neugierig war ich aber doch, was „die“ da wohl machen …
Ich weiß noch genau, wie ich – sozusagen mit spitzen Fingern – zum ersten Mal das vhs/Schulgebäude betreten habe. Ganze fünf Bühnen auf dem Programm, alles Deutsche aus der näheren Umgebung. Die meisten kannte man ja schon von den Kieler Papiertheater-Veranstaltungen der letzten Jahre:
Papier-Puppen-Theater Dirk Reimers. Der rannte damals und noch etliche Jahre aufgeregt mit Hemdschlapp aus der Büx hängend rum; Hüter der reinen Papiertheaterlehre und zumindest einer der Väter der Mutter aller Papiertheater-Schlachten (sprich Treffen).
Papiertheater Krope. Pädagogik-Prof., der den pädagogischen Impetus auf die Bühnen brachte, für deren Aufbau er aber noch länger brauchte, als viele Jahre später ein gewisser W.K. aus B.
Langenkamps Papiertheater. Kennt heute keiner mehr, aber den, der dahinter steckte, den kennen sie alle, den, der heute noch den Giovanni und den fliegenden Holländer live schmettert – richtig, Peter Schauerte-Lüke vom Papiertheater (mit dem unmöglichen Namen) Don Giovanni, Käthchen & Co.
Papiertheater Invisius (was heißt das eigentlich?). Rüdiger Koch, der Jüngste, der hoffnungsvolle Bühnen-Nachwuchs. Zehn Jahre später sahen wir auf seiner Drehbühne (!) geradezu ergriffen (ich jedenfalls) seinen Fischer un sine Fru. Eine der ersten und immer noch schönsten modernen deutschen Papiertheaterinszenierungen.
und Carl-Hellriegel-Nachfahren: der unvergessene Heinz Holland und Frau Gerlinde. Es soll Besucher gegeben haben, die nur nach Preetz kamen, um alle Jahre wieder seine neuesten Inszenierungen Deutscher Balladen zu erleben, das „Theater der großen Stimme“. Er, der ausgebildete Schauspieler und Rundfunksprecher, der Vollprofi, hat einmal gesagt: „Ich habe nichts herzlich lieber als Amateure. Aber ich verlange von den Amateuren, dass sie mich auch wie wirkliche Liebhaber umschlingen und die Stücke und die Figuren, und sich mit Herzblut hineinbegeben, damit die Dinge auch leben von der Liebe, von der Amateurigerei.“ Ein wegweisendes Wort für einen Platz wie Preetz, Treff- und Schnittpunkt von Profis und Amateuren.
Das war der Preetziosen 1. Akt.
Im zweiten Jahr standen schon sechs Bühnen auf dem Zettel – eine mehr –, und mit Per Brink Abrahamsens Svalegangen Dukketeater das erste ausländische Papiertheater.
Im dritten Jahr sieben, im vierten Jahr zehn Bühnen, davon zwei Holländer und zwei Dänen.
Längst war ich überzeugter Preetzianer (das sind solche, die da weder geboren sind noch begraben sein möchten, aber wg. Papiertheater Jahr für Jahr hinpilgern).
Im fünften Jahr empfing das Preetzer Treffen die höheren Weihen der internationalen Papiertheaterszene: Als erster englischer Spieler reiste Altmeister George Speaight (damals 78) an, im Gepäck (na was wohl?!) The Miller and his Men. –
Aus dem „Familientreffen“ wird langsam ein „Clantreffen“, eine „Stammesversammlung“. Die Klassenzimmer füllen, überfüllen sich; mit den Schweißausbrüchen steigt die Begeisterung. Im fünften Jahr muss das Treffen schon um einen Tag verlängert werden. Beginn bereits am Freitag, so viele Bühnen möchten spielen, so viele Zuschauer zuschauen. Wie man sich doch täuschen kann …
Zur alljährlichen offiziellen Eröffnung reihen sich die Offiziellen aus Stadt, Land etc. in der Halle vor den Toilettentüren auf, preisen mit viel schönen Reden, machen wage Versprechungen für die Unterstützung des nächsten Treffens – und im Geiste hört man im Hintergrund die Spülung rauschen …
Mit dem 8. Treffen – unter den 14 Bühnen erstmals eine französische – beginnt ein neues Kapitel der Papiertheatergeschichte. Robert Poulter’s New Model Theatre präsentiert die kleinste Bühne, die Preetz je gesehen hat (und eine der klapprigsten); Robert selber aber wird zu einem der größten Anreger, von dem viele Spieler zu beiden Seiten des Kanals sagen, er habe sie zum Papiertheater geführt (oder verführt?).
UND Grim’s Papieren Theater aus Holland bringt die Uraufführung von „Variationen auf Kandinsky“. Von Preetz aus erobert Frits Grimmelikhuizen mit den von ihm erdachten, gestalteten und komponierten VARIATIONEN die Welt. Mit 2187 Aufführungen in fast allen Ländern Europas und in Amerika ist es das wohl erfolgreichste moderne Papiertheaterstück aller Zeiten.
Zum 12. Treffen mit 15 Bühnen kommen erstmals Spieler übern großen Teich: Great Small Works aus NY. Profis, jubelnd empfangen von den meisten.
So’n paar Provinzler fingen allerdings hinter vorgehaltener Hand an zu nörgeln: „Nu sind sie (gemeint waren die Organisatoren) ja wohl größenwahnsinnig geworden, immer mehr Theater, und nu schon aus Amerika. Und viel zu viel englisch.“ – „Also, bei so vielen Theatern kommt man ja ganich durch …“
Nee, kannich da nur sagen, natürlich kommt man da nich durch; kommt man beim Schleswig-Holstein Musik-Festival auch nich, oder beim Theatertreffen
in Berlin, oder in Salzburg oder Bayreuth. Und Preetz ist nun mal weltweit das größte Treffen der kleinen Bühnen geworden. Freut euch, ihr Preetzer und Preetzianer, und genießt die Qual der Wahl! Und was das Englisch betrifft, mittlerweile haben die nichtdeutschen Theater-Prinzipale begriffen, dass man, wenn man nicht in der Sprache des Gastlandes spielt, wenigstens eine Einführung – schriftlich oder mündlich – in der Sprache der Gastgeber gibt. Was übrigens auch für deutsche Papiertheater im Ausland gilt.
Beim 13. Treffen ist ein dritter Kontinent vertreten. Auf ihrem Mavani Model Theatre erweckt Machteld van Nieuwkerk Märchen ihrer südafrikanischen Heimat zu farbenprächtigem Leben. Und damit tut sie mehr für das Verständnis fremder Völker und Kulturen als eine ganze UN-Vollversammlung.
Die unfasslichen Ereignisse des 11. September 2001 werfen ihre bedrückenden Schatten bis Preetz. Das 14. Treffen findet gerade drei Tage später statt. Wir vermissen amerikanische Freunde. Sind sie Opfer des Terrors oder „nur“ des eingestellten Flugverkehrs? Die Freitagsvorstellungen werden aus Pietät abgesagt. Am Abend ist klar: Alle sind am Leben. Schließlich trägt eine Jetzt-erst-recht- Stimmung das Treffen.
2004 „ … in diese unruhige Vorbereitungsphase platzt eine Bombe: Hauptorganisator und Geschäftsführer Dr. Jürgen Schiedeck beendet sein Arbeitsverhältnis mit der vhs zum Sommer 2004 … und mit Marlis Sennewald (ist) eine begeisterte Nachfolgerin in Sicht.“ Aus dem „Vorwort zum Nachwort“ der nunmehr professionell in Farbe gestalteten Dokumentation des 17. Treffens. Tschüss, Jürgen Schiedeck, treuer Co-Koordinator des Treffens über so viele Jahre … ! Och mein Schiedbüdeleck, ’n büschen vermissich dich ja doch, ährlich …
Aber: Habemus eine Preciosa (Titelfigur eines Schauspiels für Schreibers Kindertheater. Eine schöne Zigeunerin – in Wahrheit natürlich adeligen Geblüts –, von der es im ersten Akt heißt: „ … Preciosa, dieses Wunder füllet ganz Madrid mit Staunen … “) Hier besser Preeciosa, alias Marlis Sennewald, mit Mann Rainer im hilfreichen Gefolge (siehe nicht nur die Dokumentation im neuen Gewand). Über der Straße weht ein neues Transparent wegweisend zum 17. Treffen. Und auch sonst weht ein frischer Wind durch vhs und Klassenzimmer. Neue Besen kehren ja bekanntlich gut und machen dabei auch manchmal liebgewordenen Gewohnheiten, wie dem Schlangestehen beim Essenfassen, den Kehraus. Kurzum: Preeciosa fand den bisherigen Küchenbetrieb zu teuer und ersetzte ihn durch einen Caterer (was nix mit Kater zu tun hat, sondern Versorger heißt).
Warum ich mich bei dieser Bagatelle so lange aufhalte? Weil sie für mich eine köstliche Papiertheater-Schmonzette ist. Dem Küchen-Kehraus folgte nämlich eine Schnittchen-Revolte, ein Suppentopf-Aufstand. Treffender sollte man auf Englisch sagen: sandwich riots, soup pot rebellion. Es waren nämlich eigentlich nur ein paar Freunde von jenseits des Kanals, die ihre verehrte Küchenfee vermissten und einen Sturm entfachten, als wenn der Kanal ein Wasserglas wäre. Mit weiterhin gutem Kaffee und Kuchen, gutem Essen, das den Spielern ohne Schlangestehen aufgetischt wird und einer freundlich gestalteten Umgebung wurden die Unruhen jedoch schnell eingedämmt. (Ich bin für warme Mahlzeiten schon immer lieber über die Straße gegangen).
Apropos Kindertheater: Ich will hier gar nicht untersuchen, wer damit angefangen hat (war das der Däne oder waren es die Kalifornier?), aber längst sind nicht mehr alle Stücke, die in Preetz über die Bühne gehen, jugendfrei. Sex ist kein Tabu mehr für das Papiertheater, und damit ist der Begriff „Kindertheater“ endgültig ad absurdum geführt.
Natürlich hat immer mal wieder der eine oder die andere versucht, dem Preetzer Treffen das Wasser abzugraben. Aber die Versuche waren eher komisch als ärgerlich und jedenfalls erfolglos. Auch damit ist es wie auf dem großen Theater: Die Bösewichter verschwinden in der Versenkung und das Theater geht weiter.
Das Preetzer Papiertheatertreffen ist einfach nicht klein zu kriegen (jedenfalls nicht von außen – erhobener Zeigefinger!). Im Gegenteil, bisher ist es immer größer und besser geworden. 2003 titelte die Presse „Welthauptstadt des Papiertheaters“. Pollidor, alias Dirk Reimers, trägt sein Hemd längst ordentlich in der Hose und ist dafür bei der Frage „Was ist Papiertheater?“ etwas freizügiger geworden.
Alle, und es sind viele, deren Namen ich hier nicht genannt habe, bitte ich um Verständnis. Allein die nackte Aufzählung derjenigen, die 19 Jahre Preetz mit ihrem manchmal schon genialen Einfallsreichtum, ihrer Farbenpracht, ihrem Komödiantentum bereichert haben, würde den Rahmen sprengen. Und überhaupt sind die ja alle im Internet zu sehen, komplett und in Farbe. Also: statt tick, tick an den Kopf lieber klick, klick auf die Maus
bei www.vhs-preetz.de, und dann von Link zu Link linken …
Mir geht es hier mehr darum, 19 Jahre Preetzer Papiertheatertreffen zu erinnern, eigene Irrtümer zu bekennen, und, ja, verdammt noch mal, DANKESCHÖN zu sagen!
Halt, nee, eines muss ich doch noch erwähnen: den Blick durch die Tür in den Kinder-Workshop. Da sitzen die Lütten Jahr für Jahr und basteln mit hochroten Köpfen Papiertheater und – was sie noch nicht ahnen – basteln an der hoffentlich langen und glücklichen Zukunft des Papiertheatertreffens.
So, nun muss aber Schluss sein: Tschüss denn, und bis nächstes Jahr, natürlich wieder in Preetz! Ach, Quatsch, wir sehn uns ja schon die Tage …
Wer war der erste?
Szene aus „Natalie“, Little Blue Moon Theater, 19. Preetzer Papiertheatertreffen 2006
Das PapierTheater Nr.3 SEITE 5 September 2007
Lebenshilfe
Null Problemo in Sachen Urheberrecht: Illustration von Robert Poulter
Nicht jeder von uns ist ein solches Originalgenie, daß er für eine Aufführung auf dem Papiertheater Dekorationen, Figurinen, Musik und Text selbst entwerfen kann. Vielmehr werden die meisten Spieler bereits vorhandene Vorlagen benutzen – und können dabei möglicherweise in Konflikt mit dem Urheberrecht geraten. Sicher wird das, weil der Anlaß einer kleinen Aufführung vor begrenztem Publikum normalerweise zu geringfügig ist, höchst selten zu wirklichen Unannehmlichkeiten führen.
Bei der letzten Mitgliederversammlung in Kassel wurde aber deutlich, daß insoweit bei vielen erhebliche Unsicherheiten bestehen, und ich will deshalb versuchen, bestehende Gefahren aufzuzeigen. Dabei muß ich gleich zu Beginn betonen, daß ich – wenn auch natürlich durch juristische Literatur so gut wie möglich abgesichert – meine eigene Gesetzesinterpretation präsentiere und außerdem natürlich kein umfassendes Lehrbuch des Urheberrechts schreiben will und kann. Zudem gilt immer die alte Juristenweisheit „Vor Gericht und auf hoher See sind wir alle in Gottes Hand“, was besagt, daß niemand (!) eine Garantie dafür abgeben kann, daß im Falle einer streitigen Auseinandersetzung eine noch so fundierte Ansicht auch durchdringt. Urheberrecht ist ein Gebiet mit vielen Fallstricken, und Scharen von Rechtsanwälten leben gut davon.
Ausgangspunkt ist das im Jahre 2003 novellierte „Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte“. Danach werden u.a. Sprachwerke (Texte), Werke der Musik, Werke der bildenden Künste (Bilder, Zeichnungen) und Lichtbildwerke urheberrechtlich geschützt – der Schöpfer dieser Kunstwerke oder derjenige, dem er seine Rechte daran übertragen hat, kann allein bestimmen, ob und wie sein Werk von Dritten verwertet wird. Ebenfalls geschützt sind die ausübenden Künstler, also die Interpreten von Sprach- und Musikwerken. Die geschützten Formen der Verwertung sind im Gesetz beispielhaft aufgezählt; im Zusammenhang mit einer Papiertheateraufführung kommen insbesondere in Betracht der Schutz vor ungenehmigter Vervielfältigung und Vorführung von Bildwerken und der Schutz vor ungenehmigter öffentlicher Wiedergabe von Sprachwerken und Werken der Musik.
Wichtig ist zunächst, daß dieser Schutz des Urhebers und der Interpreten zeitlich nicht unbegrenzt gilt. Vielmehr erlischt das Urheberrecht an Werken der bildenden Kunst und der Musik 70 Jahre nach dem Tod des Werkschöpfers, 50 Jahre nach dem Erscheinen von Lichtbildwerken und Fotografien und bezüglich der ausübenden Künstler ebenfalls 50 Jahre nach dem Erscheinen eines Tonträgers; das gilt sowohl für Musik- wie für Sprachaufnahmen. Nach Ablauf dieser Fristen sind die Werke frei und können von jedermann benutzt werden.
Aber nicht nur zeitlich, auch inhaltlich ist der Schutz für Werkschöpfer und Interpreten nicht grenzenlos: Vervielfältigungen auch von grundsätzlich geschützten Werken sind zulässig, wenn sie ausschließlich dem persönlichen Gebrauch dienen und nicht weiterverbreitet werden. Solche „Privatkopien“ sind allerdings dann verboten, wenn dazu „offensichtlich rechtswidrig hergestellte Vorlagen“ (also insbesondere Raubkopien) benutzt werden oder wenn Kopierschutzsperren umgangen werden; beides ist bedeutsam z.B. für Kopien aus dem Internet. Für solche Privatkopien muß also weder eine Erlaubnis eingeholt noch eine Gebühr bezahlt werden.
Etwas anders liegt es bei der Wiedergabe geschützter Werke, was sowohl die Benutzung von Bild- wie die von Tonmaterial betrifft. Eine solche Wiedergabe ist ohne eine besondere Erlaubnis zulässig, wenn sie nichtöffentlich geschieht, d.h. nach dem Gesetzestext, wenn sie nur für einen abgegrenzten Kreis von Personen bestimmt ist, die „durch gegenseitige Beziehungen oder durch Beziehungen zum Veranstalter persönlich untereinander verbunden sind“ (Familie, Freundes- oder Bekanntenkreis). Also: Vor handverlesenem Publikum kann man so ziemlich machen, was man will. Ist die Wiedergabe dagegen öffentlich – d.h. „wenn sie für eine Mehrzahl von Mitgliedern der Öffentlichkeit bestimmt ist“, die nicht die nicht die eben erwähnten persönlichen Beziehungen aufweisen (das trifft in der Regel für alle Aufführungen zu, die jedem interessierten Besucher offenstehen), so ist zwar die Wiedergabe als solche ohne besondere Erlaubnis zulässig, wenn für die Vorführung kein Eintrittsgeld erhoben wird (die ausdrückliche (!) Aufforderung zu einer „Spende“ dürfte einen Grenzfall darstellen) und auch der Spieler kein Honorar erhält; in diesem Falle ist aber dennoch eine „angemessene Vergütung“ an eine der in Betracht kommenden Verwertungsgesellschaften (vgl. dazu unten) zu zahlen. Was im Falle einer Papiertheater-Aufführung „angemessen“ ist, habe ich leider nicht ermitteln können.
Gehen wir ein wenig mehr ins Detail: Die alten deutschen, englischen, französischen etc. Proszenien, Dekorationen und Figurenbögen sind sämtlich frei
verkleinern, untereinander kombinieren etc. Gleiches gilt für die zahlreichen Nachdrucke dieser Bögen – es sei denn, diese Nachdrucke stellten ihrerseits eine Neuschöpfung dar, z.B. durch nachträgliche Kolorierung eines ursprünglichen Schwarzweiß-Druckes oder durch eine aufwendige Restaurierung eines im Original nahezu zerstörten Bogens.
Will man sich bei Museen oder anderen Institutionen Kopien bisher nicht nachgedruckter Bögen oder anderer Dekorationen (vgl. z.B. PapierTheater Nr. 23, S. 22 zu Bühnenbildern von Schinkel) beschaffen, so sollte man bei der Bestellung den beabsichtigten Verwendungszweck angeben und wird dafür eine Lizenzgebühr zahlen müssen, ist dann aber in der Benutzung frei. Bedenklicher wird es bei neueren Entwürfen für das Papiertheater, etwa bei Michael Sowas „Prinz Tamino“ oder den Publikationen von Inge Sauer. Sie sind zwar eindeutig zur Herstellung eines Papiertheaters und zu entsprechenden Aufführungen bestimmt, doch rate ich hier zur Vorsicht, soweit es öffentliche Vorführungen betrifft, für die die oben aufgeführten Ausnahmen nicht zutreffen. In gleicher Weise problematisch wäre auch die öffentliche Verwendung von Bühnenbildentwürfen etwa von Pablo Picasso, David Hockney oder Oscar Kokoschka, die ja in mehreren Bildbänden veröffentlicht worden sind. Zuständig für die Erteilung diesbezüglicher Genehmigungen ist die Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst in Bonn.
Geschützt sind, wie gesagt, auch Werke der Musik und (mit abweichender Schutzfrist) ihre Interpretationen durch ausübende Künstler (Musiker, Sänger etc.) – und das bedeutet, daß bei der Verwendung von Tonträgeraufnahmen (und bei aus dem Internet heruntergeladenen Tonaufnahmen) besondere Vorsicht geboten ist. Frei benutzbar sind sicherlich ältere, d.h. vor über 50 Jahren erschienene Aufnahmen von Kompositionen, deren Schöpfer vor mehr als 70 Jahren verstorben ist; es müssen gar nicht unbedingt alte Schellackplatten sein (vgl. PapierTheater Nr. 21, S. 20). Zu beachten ist aber, daß die technisch überarbeiteten alten, jetzt wieder auf CD erschienenen Aufnahmen („digitally remastered“) ihrerseits als Neuschöpfung anzusehen sein dürften, für die erneut die Schutzfrist von 50 Jahren ab Veröffentlichung gilt; man kann das leicht daran erkennen, daß die CD zwei Copyright-Vermerke mit unterschiedlichen Jahresangaben enthält. Wenn möglich, sollte man also lieber auf ältere Vinyl-Schallplatten ausweichen.
Alle Wiedergaben noch geschützter Werke und/oder Interpretationen müssen nach dem Gesetz der GEMA bzw. der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten angezeigt werden und haben u.U. ziemlich hohe Gebührenforderungen zur Folge (für das Preetzer Papiertheatertreffen gilt eine Pauschalregelung, bei der nicht die Spieler, sondern der Veranstalter die Gebührenlast trägt – hier sind alle Spieler sozusagen „aus dem Schneider“; für Aufführungen im Zusammenhang mit dem Verein Forum Papiertheater gibt es eine Sonderregelung mit verbilligten Gebühren für die Spieler, die beim Vorstand des Forum Papiertheater zu erfragen ist).
Nicht eindeutig ist für mich die Rechtslage, wenn, wie es bei einigen Spielern geschieht, noch geschützte Interpretationen elektronisch so stark verfremdet werden, daß sie selbst eine „persönliche geistige Schöpfung des Bearbeiters“ darstellen; denn diese Bearbeitung ist zwar ihrerseits wie ein selbständiges Werk geschützt, doch gilt dieser Schutz nur „unbeschadet des (weiterbestehenden) Urheberrechts am bearbeiteten Werk“. Auch insoweit rate ich dazu, als Grundlage lieber ungeschützte Aufnahmen zu verwenden.
Der Schutz von Sprachwerken wird für Papiertheaterspieler wohl die geringste Rolle spielen. Die Schutzfrist für die meisten Sprachwerke, etwa der Klassiker, ist längst abgelaufen; Vorsicht ist nur geboten bei der Verwendung neuerer Übersetzungen, für die wiederum die 70jährige Schutzfrist gilt. Eigene Textfassungen sind, sofern sie den Originaltext allenfalls in kurzen Zitaten benutzen, zulässig. Ältere Tonträgeraufnahmen (etwa die alte Gründgens-Aufnahme des „Faust“) sind nach Ablauf der Schutzfristen ebenfalls frei verwendbar (Ausnahme wiederum digital überarbeitete Neuerscheinungen auf CD).
Ich hoffe, mit meinen Ausführungen die eine oder andere Unsicherheit beseitigt zu haben – hoffentlich habe ich nicht neue geschaffen! Denn manches klingt möglicherweise eher abschreckend. Ich denke aber, daß in der Praxis kaum jemals etwas so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde, und daß man sich, falls es wirklich einmal eine Beanstandung geben sollte, mit einer Entschuldigung und der Zusicherung, das Beanstandete unverzüglich zurückzuziehen, aus der Affäre ziehen kann. In diesem Sinne wünsche ich weiterhin viel Spaß beim schöpferischen Spiel.
Verwertungsgesellschaften für Genehmigungen etc.
für Komponisten, Textdichter, Musikverleger:
GEMA – Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte;
Bayreuther Str. 37, 10787 Berlin
für bildende Künstler und Fotografen
Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst; Weberstr. 61, 53113 Bonn
für Autoren, Übersetzer, Verleger:
Verwertungsgesellschaft Wort;
Goethestr. 49, 80336 München
für ausübende Musiker, Orchester, Tonträgerhersteller:
Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten; Heimhuder Str. 5, 20148 Hamburg