Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
die Ausgabe 16 steht ganz im Zeichen eines 20ten Geburtstags. Das Papiertheatermuseum im Schloss Philippsruhe in Hanau feierte diesen am 5. und 6. Juni 2010 und viele feierten mit. Jeweils 3 Vorstellungen von 3 Papiertheaterbühnen, ein Workshop für Kinder und, last but not least, die feierliche Eröffnung der neuen Ausstellung im Juni 2010 wird in einem Bericht von Willers Amtrup umfassend vorgestellt. Illustriert wird dieses gelungene Wochenende durch Bilder von Nina Schneider und Inge Reuter.
Viel Spaß bei bei der Lektüre wünscht
die Redaktion
INHALT – Nr. 16 – August 2010
Ein Grund zum Feiern: 20 Jahre Papiertheatermuseum im Schloss Philippsruhe Seite 2
ErÖffnung der JubilÄumsaustellung mit Terry Andrews, Helmut Wurz,
Christian Reuter und Frank Buttler im gut gefüllten roten Saal.
Das PapierTheater Nr.16 SEITE 2 August 2010
Fest-Bericht
Der Eingang zu den Ausstellungsräumen
Das 20. Jubiläum des Papiertheatermuseums im Schloss Philippsruhe fand statt in Hanau aum 5. und 6. Juni 2010
„Ein
Grund zum Feiern“, „Es darf gejubelt werden“, „Hanau ist eine Reise
wert“, „20
Jahre Papiertheatermuseum im Schloß Philippsruhe“ – eine solch’ große
Auswahl
möglicher Überschriften für einen kleinen Bericht ist mir, glaube ich,
noch nie
eingefallen, und sie ließe sich unschwer noch erweitern. Beschäftigen
wir uns
ein wenig mit dem Grund für den Jubel:
Vor
gut 20 Jahren, nämlich am 28. Januar 1990, wurde in Hanau in den Räumen
des
Historischen Museums Schloß Philippsruhe das erste Papiertheatermuseum
in
Deutschland eingeweiht. Grundlage war ein im Jahr zuvor zwischen der
Stadt
Hanau und Helmut Wurz sowie Dietger Dröse abgeschlossener Vertrag,
durch den
die beiden ihre Sammlungen als Exponate einbrachten.
Oberbürgermeister Claus Kaminsky
Am
Samstag, 05. Juni 2010, eröffnete nun der Hanauer Oberbürgermeister
Claus
Kaminsky im Roten Saal von Schloß Philippsruhe eine
Jubiläumsausstellung zum
20-jährigen Bestehen dieses Museums. Er berichtete ein wenig von seiner
Entstehung
und derjenigen des etwas später gegründeten Museumsvereins, sparte
nicht mit
offensichtlich wirklich ehrlich gemeintem Lob für beides (bei
Politikern weiß
man das ja sonst oft nicht so recht), hob die Bedeutung des Museums für
die
Stadt Hanau hervor und ehrte nicht nur
die beiden anwesenden Sammler und Spieler Helmut Wurz und Frank Buttler mit einem Buchgeschenk, sondern versprach
unter tosendem Beifall auch, daß die Stadt das Museum weiterhin
finanziell und
personell ungeschmälert unterstützen werde. Das war schon ein erster
Anlaß zum
Jubeln.
Der 1. Vorsitzende des Vereins Forum Papiertheater, Terry Andrews, wiederum dankte anschließend der Stadt Hanau und dem Team des Museums sehr herzlich für ihre Unterstützung, berichtete über die Aktivitäten des mittlerweile 120 Mitglieder umfassenden Vereins und würdigte besonders auch sowohl den Spielbetrieb der Hanauer Theatergruppen Helmut Wurz und Frank Buttler wie die verschiedenen Gastspiele anderer Gruppen in Hanau.
VereinsVorsitzender Terry Andrews
In der Tat ist es beeindruckend, daß die
Hanauer in den vergangenen 20 Jahren 15 verschiedene Stücke in über 200
Aufführungen auf die kleinen Bühnen gebracht haben und daß in der
selben
Zeit nicht weniger als 26 verschiedene
auswärtige Spieler – z.T. sogar mehrfach – Gastspiele in Hanau gegeben
haben.
Sehr interessant und humorvoll gestaltete anschließend der jetzige Hanauer Kulturbeauftragte und damalige Stadtrat Klaus Remer seine Erinnerungen an die Geburtswehen des Museums, schilderte plastisch, wer von Anfang an begeistert dabei war und wer erst etwas mühsam vom Sinn des Ganzen überzeugt werden mußte.
Hanaus Kulturbeauftragter Claus Remer
Dieser Plauderei aus dem
Nähkästchen hätte ich gern noch etwas länger gelauscht – aber ich
verstehe
auch, daß man nicht alles „breittreten“ muß.
Den
Abschluß der Eröffnungsveranstaltung bildete eine Einführung in die neu
gestalteten Ausstellungsräume durch Christian Reuter. Was er zuvor
detailliert vorgestellt hatte, konnte
man kurz darauf beim Gang durch die Ausstellungen selbst bewundern – es
zeigte
sich, daß Hanau wirklich eine Reise wert ist; denn diese Ausstellungen
sind
gekonnt gemacht. Da gibt es die umfängliche Dauerausstellung mit einem
Überblick über die verschiedenen Epochen und Regionen des
Papiertheaters, vor
allem aber aus aktuellem Anlaß eine Sonderausstellung mit
Dekorationen aus den Produktionen der
Hanauer und fast aller auswärtigen Bühnen, die in den vergangenen 20
Jahren den
Spielbetrieb im Museum bestritten hatten. Manche schöne Erinnerung
wurde wach –
und auch manches Bedauern darüber, diese oder jene Aufführung verpaßt
zu haben.
Christian Reuter
Ausstellungseröffnung
Verpaßt
habe diesmal auch ich eine der drei begleitenden Aufführungen, nämlich
„Die
Zauberflöte“, dargeboten von „Pappenspieler – Erstes Freiburger
Papiertheater“.
Dagegen gelang mir der Besuch beim „Lamiak Papiertheater Bingen“ mit
seinem
„Märchen von Lamiak“, einer geschickt gemachten, mit guten
Lichteffekten
glänzenden Geschichte eines sauf- und freßgierigen Ungeheuers, das
schließlich
mit seinen eigenen Mitteln überlistet wird – wie bei einem guten Wein
möchte
ich sagen, daß in dieser Bühne noch einiges Reifepotential steckt.
Blick hinter die Rübezahl-Kulissen
Bei
der zweiten Vorstellung, die ich sah, wage ich dagegen diesen Gedanken
gar
nicht fortzuspinnen – einerseits ist da mit Sicherheit solches
Potential,
anderseits wäre eine „Reifung“ fast schade. Ich spreche von „Rübezahl –
der
Herr der Berge“, gespielt vom „Theater am Ring Nürnberg“. Hinter dieser
neutralen Bezeichnung verbirgt sich ein richtiges Familientheater im
klassischen Sinn, nämlich Sabine und Armin Ruf mit ihren Kindern
Ferdinand und
Florentine. Diese vier spielten gemeinsam mehrere Episoden der
bekannten Sage
in wirklich anrührender, überzeugender Weise, und mich hat besonders
beeindruckt, wie gekonnt Ferdinand Ruf verschiedene Knabenstimmen
differenzierte und Florentine ihre Rolle gekonnt herüberbrachte. Bravo!
Nachdem
sich am Abend die anwesenden Vereinsmitglieder noch in gemütlicher
Runde in
einem Gartenlokal getroffen hatten, wurde es am nächsten Morgen Ernst: Mitgliederversammlung mit wichtigen
Neuwahlen. Insoweit hatte es im Vorfeld einige sorgenvolle Überlegungen
gegeben, wer denn wohl den wichtigen Posten des 2. Vorsitzenden
übernehmen
wolle und könne – dann jedoch löste sich dank geschickter Vorarbeit des
Vorstandes alles in Wohlgefallen auf: Jens Schröder war bereit, in
diese
Funktion aufzurücken, und wurde einhellig gewählt. Seinen frei
gewordenen Platz
als Beisitzerin übernahm Sabine Ruf – auch das eine einhellig begrüßte
Wahl,
durch die endlich auch mehr „Jugend“ in den Vorstand einzieht. Bislang
ungelöst
ist leider die Fortführung der Web-Zeitung, die Rainer Sennewald so
vorbildlich
betreute, bis ihm inzwischen seine berufliche Belastung einfach keine
Zeit mehr
dazu läßt. Eine aus dem Auditorium angebotene „Lösung“ hat nach meiner
unmaßgeblichen Meinung eher skurrilen Charakter. Also darf (und muß)
insoweit
weiter gesucht werden.
Willers Amtrup und RÜdiger Koch
Workshop am Sonntag
Für Verpflegung war gesorgt
Einblicke in die neue Ausstellung