Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
eine Anfrage bei den Mitgliedern des Vereins Forum Papiertheater von Klaus Beelte kurz von Weihnachten, ob nicht der Eine oder Andere etwas dazu schreiben möchte, wie er zum Papiertheater gekommen ist, brachte einen durchschlagenden Erfolg: schon kurze Zeit später traf der erste Beitrag von Martin Haase ein, weitere Beiträge folgten und zahlreiche Ankündigungen dies in den nächsten Monaten nachzuholen.
Grund genug, in der Webzeitung und Printausgabe der Zeitung
eine Serie „Papiertheatergeschichten“ zu starten.
In jeder Ausgabe der Webzeitung wird eine neue Geschichte folgen.
Die zwei weiteren Artikel dieser Ausgabe beschäftigen sich mit Papiertheater-Workshops in Schulen. Robert Jährig schildert einen Workshop in der fünften Klasse in Zinnowitz und Christian Reuter fand einen Artikel in der Zeitschrift des Franz-Sales-Hauses in Essen.
Durch die Serie „Papiertheatergeschichten“ kann die Webzeitung nun regelmässig alle zwei Monate erscheinen. Die nächste Ausgabe wird somit im Ende März erscheinen, neu damit auch eine kurze Vorschau, was sie dann erwarten wird.
Viel Vergnügen bei der Lektüre!(mf)
Das PapierTheater Nr.25 SEITE 2 Januar 2012
Serie „Wie ich zum Papiertheater kam“ - Folge 1
Die Farben des Südens
„Wie ich zum Papiertheater kam“,
nennt Martin Haase seine Erinnerungen, die wir
nachstehend abdrucken.
Klaus Beelte, Schatzmeister des Vereins FORUM
Papiertheater, hatte die Idee: Erzählt doch mal, wie ihr für euch das
Papiertheater entdeckt habt. Schnell hört man in Gesprächen, wie
unterschiedlich die Wege der einzelnen gewesen sind. Und erfährt aus
den Papiertheatergeschichten auch etwas über den – historischen gesehen
– jüngeren Teil der Papiertheatergeschichte.
Martin Haases Beitrag soll Auftakt zu einer
Serie sein, die in unregelmäßiger Folge auf unserer Internet-Seite und
in ihrer Druckausgabe erscheinen wird.
So ist dies zugleich ein weiterer Aufruf, wobei
wir vorschlagen, sich in Umfang und Form an Martin Haases Text zu
orientieren, d.h. ca. 2 DIN A 4-Seiten und 1-3 Bilder, digital, die
Bilder im JPEG-Format.
Und dies bitte per eMail an die Redaktion (uwe.warrach@-t-online.de),
die sich vorbehält, Beiträge – natürlich nach Kontaktaufnahme mit
dem/der Autor/in - zu kürzen oder/und zu redigieren.
Was
soll nun einer machen, der eine Menge Talente und Begabungen hat, der
alles ein bisschen kann, aber in keinem Bereich so richtig gut ist?
Genau diese Frage hat mich immer beschäftigt: welches von deinen Hobbys
willst du nun ernsthaft betreiben, und welche anderen lässt du mal
besser sein? Ich habe gezeichnet und gemalt, eine Modelleisenbahn
gebastelt, mit einer Jazzband zusammen Musik gemacht, komponiert und
getextet, habe als Laienspieler auf der Bühne gestanden und habe
Kurzgeschichten geschrieben. Ich habe immer davon geträumt, eines
dieser Hobbys ernsthaft zu betreiben und womöglich auch mein Geld damit
zu verdienen.
Aber für was sollte ich mich entscheiden? Schließlich kann man ja nicht alles gleichermaßen intensiv betreiben. Sich für ein bestimmtes Hobby zu entscheiden, heißt doch auch, sich gegen die anderen zu entscheiden. Doch das Schlimme war: ich konnte die anderen Hobbys einfach nicht aufgeben. Ich hatte mich damit abgefunden, ein fröhlicher Dilettant zu sein, der alles mal probiert, dieses und jenes. Und der sich ganz autodidaktisch an der großen Kunst vergreift ...
... bis
zu dem Tag, an dem ich in einem Spielzeugmuseum zum allerersten Mal ein
Papiertheater aus dem 19. Jahrhundert sah. Ich weiß weder den Ort noch
die Zeit. Vielleicht war mir beides in dem Moment auch gar nicht so
wichtig. Aber ich erinnere mich genau: es war ein aus Holz gebautes
Theater, und ich dachte: „Sieh mal an, 'die Bretter, die die Welt
bedeuten'!“ Mein Herz ging in diesem Moment auf, und ich fühlte mich
wie ein kleiner Junge, der sich an den Schaufenstern eines
Spielzeuggeschäftes die Nase platt drückt. Was war da alles zu sehen!
Dekorationen
und Figuren, ein Vorhang, kleine Kerzen und sogar ein richtiger
Schnürboden, an dem verschiedene Kulissenteile aufgehängt waren. Das
Modell eines großen Theaters? Nein, ein kleines, richtiges, echtes
Theater war das! Eins, auf dem man Stücke aufführen kann und für ein
Publikum spielen kann!
Meine Begeisterung kannte keine Grenzen mehr.
Manchmal ist es ja so, dass man intuitiv eine Situation viel schneller erfasst als mit dem Verstand. Und so wurde mir auch nach und nach erst klar, was das Papiertheater für mich bedeuten konnte. Ich musste mich gar nicht mehr für ein einzelnes meiner Hobbys entscheiden - nein, hier konnte ich tatsächlich alle Hobbys vereinen!Ich erlebe das Papiertheater als
wunderbare Synthese aller meiner Hobbys, die früher unverbunden
nebeneinander standen. Hier kann ich mich so richtig „austoben“.
Die Frage, „Wie ich zum
Papiertheater kam", lässt sich nicht vollständig beantworten, ohne auf
die Menschen einzugehen, die gewissermaßen „Geburtshilfe“ geleistet
haben.
Norbert Neumann spielt hier eine ganz wichtige Rolle, denn er war es, der mir per E-Mail erste Tipps und Hinweise gab und mich damit in die Welt des Papiertheaters einführte. Seine Warnung vor dem „Papiertheater-Virus“verhallte bei mir ungehört: ich „infizierte" mich gründlich und sehe nun auch nicht mehr, wie ich jemals wieder davon loskommen könnte.
Peter Schauerte-Lüke ist mein nächster „Geburtshelfer“. Es war schon ein echter Glücksfall, dass er in unmittelbarer Nähe meines Wohnortes sein Theater und seinen Laden hatte. Ich weiß nicht, wie oft ich bei ihm war, um ihm „über die Schulter zu schauen“ und in seinen Papiertheaterbeständen zu stöbern und den einen oder anderen Bogen bei ihm zu erwerben.
Rüdiger Koch beglückte und
inspirierte mich mit der ersten Papiertheateraufführung, die ich jemals
sah (es war „Der Freischütz“). Ich begegnete ihm zufällig mit meiner
Familie im Sommerurlaub in einem kleinen Seebad an der Ostsee.
Aber irgendwie glaube ich nicht an „Zufälle“ - doch wie soll man sich erklären, dass ich als Kind mehrfach in Preetz Urlaub gemacht habe und ich nun als erwachsener Mann ausgerechnet an diesen Ort meiner Kindheit zurückkehre, um am Papiertheatertreffen teilzunehmen? Fügung oder nicht - es passt jedenfalls, und ich habe das Gefühl, dass sich hier ein Kreis schließt.
Das Papiertheater verbindet mich mit ganz besonderen und interessanten Menschen. Und - was ich gar nicht erwartet hatte! - es verbindet mich sogar auf zusätzliche Weise mit meiner eigenen Familie: es ist das Familienhobby geworden, zu dem jeder nach seinen Möglichkeiten beiträgt. Das gilt ganz besonders für meine Frau Sieglinde. Ihr möchte ich herzlich danken, dass sie mit so viel Herzblut und Engagement mein Hobby teilt: das Papiertheater.
Hinter der Bühne
Sherlock Holmes
Das PapierTheater Nr.25 SEITE 3 Januar 2012
Kinder-Workshop I
Schüler einer 5. Klasse aus Zinnowitz lernen das Papiertheater kennen
Am
29. August 2009 begann das Papiertheater Heringsdorf im Seebad
Heringsdorf auf der Insel Usedom seinen Spielbetrieb
(www.papiertheater-heringsdorf.de)
Zum
Repertoire gehören neben Märchen und Spielstücken auch Operetten und
Opern. Zurzeit befinden sich eine Reihe von Kurzopern der Deutschen
Grammophon von 1928 in Vorbereitung. Leiter des Papiertheaters
Heringsdorf ist Robert Jährig, der uns den folgenden Beitrag geschickt
hat.
Hierbei lernten die Schüler nicht nur Einiges zur Geschichte dieser heute selten gewordenen Form des Theaters, sondern bekamen nach einer kurzen Einführungsvorstellung sogar selbst die Möglichkeit, Papiertheater zu spielen.
Im Vorfeld hatten Gespräche mit der verantwortlichen Lehrerin
stattgefunden.
Dabei
wurde genau ermittelt, inwieweit sich das Papiertheater in den
Unterrichtsstoff einbinden lässt. Aus einer Auswahl an Märchenstücken
wählten wir ein, den Schülern noch unbekanntes aus. Es handelte
sich um das aus dem Dänischen ins Deutsche übersetzte Theaterstück
„Kalif Storch“ des „Illustreret Familie-Journal“ von 1914. Dieses
Märchen nach Wilhelm Hauff lasen die Schüler mit verteilten Rollen
bereits einen Tag zuvor im Unterricht.
Am Tag der Vorstellung wurden das
Vorspiel und der erste Akt von mir als Einführung gespielt. Einige
Schüler beobachteten dabei sehr genau, was auf der Bühne geschah. Viele
Fragen zeigten ihre Wissbegierde, so z.B. wie früher die Effekte
erreicht wurden oder wie und welche Musik man dazu spielte. „Und das
alles so einfach ohne Computer?!“ So führte ich Ihnen auch ein
Spielwerk vor (eine Art Spieluhr, bei der ähnlich wie bei einer
Drehorgel die Töne durch einen Lochstreifen bestimmt werden). Dabei
mussten sie feststellen, dass dies selbst nicht so einfach geht, wie es
auf dem ersten Blick erscheint. Doch sie staunten auch, mit welch
einfachen Mitteln sich überraschende Effekte erzielen lassen,
beispielsweise mit Trick- oder Wendefiguren. Diese einfache Art der
Verwandlung beeindruckte die Schüler sehr.
Nun waren sie selbst an der Reihe. Für die Akte 2 bis 5 bildeten wir je eine Arbeitsgruppe. Zwei Schüler aus jeder Einheit wurden in die Führung der Figuren sowie in die Funktion der Wendefigurenführer für die Verwandlungen eingewiesen. Weitere Schüler verliehen den Figuren ihre Stimmen und jeweils einer war für die akustischen Effekte zuständig. Es war schön zu sehen, mit welcher Begeisterung die Schüler ans Werk gingen und mit welchem Elan, sie die gestellte Herausforderung meisterten. So beeindruckte mich ein Schüler mit Lese-Rechtschreib-Schwäche, der es sich nicht nehmen ließ, zu lesen und gleichzeitig eine Figur zu führen. Dies stellte für ihn eine besondere Herausforderung dar. Die 3 Stunden (Unterrichtsstunden) vergingen wie im Fluge. Der Applaus und die Anerkennung, die jede Gruppe nach ihrem Spiel bekommen hat, waren wirklich sehr verdient.
Zum
Zwecke der Nachbesprechung wurden die Akte, welche die Kinder gespielt
haben, gefilmt und in einer der folgenden Stunden von der
Klassenlehrerin mit den Kindern besprochen. Auf diese Weise konnten die
Schüler auch ihren eigenen Anteil am Stück
nacherleben.
Kalif Storch
Kalif Storch
Das PapierTheater Nr.25 SEITE 4 Januar 2012
Kinder-Workshop II
Ist es Zufall? Die entsprechenden Meldungen nehmen
zu. Christian Reuter meldet ein Ereignis aus Essen. Am 16. und am 27.
November 2012 wurde „Hänsel und Gretel“ von Schülern der
Berufspraxisstufe auf der eigens dafür gebauten Bühne mit je drei
Aufführungen ihre Märchenfassung im Rahmenprogramm des dortigen
Weihnachtsmarktes dem Publikum gezeigt.
Hier der Bericht des lenkenden Lehrers in der Zeitschrift des
Franz-Sales-Hauses in Essen:
Das PapierTheater Nr.25 SEITE 5 Januar 2012
Vorschau
In der März-Ausgabe wird die Serie "Wie ich zum Papiertheater kam" mit "Papiertheater SEVERINUS - wie alles anfing" von Ingeburg Serverin fortgesetzt.
Zusätzlich erwarten wir noch täglich den Bericht, der auf Ihrem
Schreibtisch liegt, um ihn zu veröffentlichen ...