Zeitungskopf

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

in Dortmund findet der interessierte Papiertheaterler noch bis 2. November eine Ausstellung "Über Unterwelten" statt. Norbert Neumann war da und berichtet uns. Insbesondere das zu sehende Eidophusikon sollte sich keiner entgehen lassen.

In den Stadtbüchereien ist das Papiertheater oft in Form des japanischen Kamishibai angekommen. Uwe Warrach berichtet.


Viel Vergnügen bei der Lektüre!

(mf)

 

INHALT – Nr. 36 – April 2014

Robert in der Unterwelt
von Norbert Neumann
Seite 2

Noch ein "Fernseher ohne Strom" ...
von  Uwe WarrachSeite 3

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Das PapierTheater Nr.36                           SEITE 2                       April 2014

Ausstellung

Robert in der Unterwelt

von Norbert Neumann

 

                              


        Eidophusikon

Robert Poulter, der Wiederendecker des Eidophusikons, vor der für die Ausstellung der Zeche Zollern entworfenen Bühne. Auf der Bühne die Szene der Hölle der Industrialisierung

(Copyright Bild: Stephan Schütze)

 


2004, rund 225 Jahre später, rekonstruierte Poulter für das Altonaer Museum das erste,  Loutherbourg möglichst historisch getreu nachempfundene Eidophusikon.

Und nun 10 Jahre später, Dortmund. Ein Stück ohne Worte aber mit wunderbaren Klang- malereien. Ein Großgrundbesitzer vertreibt ein junges Bauernpaar von seiner Scholle. Mittellos ziehen sie durch die Idylle  und landen in der grellen, feuerspeienden, rauchgeschwängerten, von Dampfhämmern dröhnenden Hölle der Industrialisierung...

Die Begeisterung und der Andrang sind so groß, dass es eine dreifache Uraufführung wird. „Wirklich eine unserer Attraktionen“, sagt strahlend der verantwortliche Kurator Dr. Schinkel.

Wirklich, nicht allein das Eidophusikon lohnt eine Reise nach Dortmund. „Über Unterwelten“ bietet eine Fülle von sehenswerten, ja, vielleicht  s o  nie gesehenen Dingen. Die Ausstellung auf der Zeche Zollern läuft noch bis zum 2. November dieses Jahres. Das Eidophusikon wird jeden Sonntag bespielt (vielleicht auch öfter), jedenfalls empfiehlt es sich, Karten vorzubestellen Tel. 0231 6961-176, E-Mail unterwelten-projekt@lwl.org

 

Bild

Die Fünf Mitglieder des Fördervereins des Museums mit Teilen der Kulissen, mit denen sie das Eidophusikon bewegen. Jede Vorstellung braucht 12 Minuten äussester Konzentration.

(Copyright Bild: Stephan Schütze)



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Das PapierTheater Nr.36                           SEITE 3                      April 2014

Projekte in Büchereien

Noch ein „Fernseher

ohne Strom“ ...

von Uwe Warrach

 

                    

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        Theaterstunde in der Gemeindebücherei 



In unserer Zeitschrift PAPIERTHEATER (Nrn. 24 und 25 von Mai/September 2003 )sowie in unserer Zeitung DAS PAPIERTHEATER (Printausgabe Nr. 13/ Dezember 2012 und Webseite Nr. 32/ August 2013) haben wir über das japanische Kamishibai (wörtlich übersetzt:  „Papier-Theater“) berichtet. Horst Römer schilderte 2003 in einem längeren Essay mit dem Titel „Die Pilgerreise nach Osten“ die Historie, Iris Förster 2012 einen Kamishibai - workshop in der Stadtbücherei Waiblingen. Gegenwärtig sind Stadt-und Gemeindebüchereien sehr aktiv auf diesem Gebiet und ermöglichen es und ermuntern Kindergärten und Schulen, hier pädagogisch, namentlich im Sinne der Sprach- und Sprechausbildung, auf spielerische Weise tätig zu werden.

Wie Horst Römer berichtete, hat Kamishibai eine lange Vorgeschichte in der japanischen Theater- und Papiertradition. Iris Förster, Verlegerin in Waiblingen und von dort her mit dem Papiertheater vertraut, wurde durch ihre Stadtbibliothek auf Kamishibai aufmerksam gemacht und hat in ihrem Beitrag die jetzige Form kurz erklärt: 
Kamishibai ist ein populäres Erzähltheater der japanischen Vorkriegszeit. Die Vorführer erzählen kurze Texte zu wechselnden Bildern, die in einen bühnenähnlichen Rahmen geschoben werden. Die Texte und Bilder werden eigens für diese Erzählform erarbeitet und dienen heute z.T. als Vorlagen  für die berühmten japanischen Comics.

Entstanden ist diese Form des öffentlichen Theaters zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Süßigkeitenverkäufer fuhren mit dem Fahrrad durch die Dörfer und Städte. Auf dem Gepäckträger war ein Holzrahmen befestigt, in den er die Geschichtstafeln einlegte, während er seine Geschichten vortrug. Die Vorstellungen waren kostenlos, den Unterhalt verdiente sich der Erzähler mit dem Verkauf von Süßigkeiten.

Aber eben nicht nur die Stadtbücherei Waiblingen ist hier aktiv, auch die Gemeindebüchereien in Schleswig-Holstein, Baden Württemberg und wohl auch anderswo pflegen dieses sich neuerdings verbreitende und sich großer Beliebtheit bei Kindern und Senioren (!) erfreuende Medium, von dem ein Kind sagte: „Kamishibai ist wie Fernsehen ohne Strom – nur viel schöner.“

Wie sieht denn so ein Fernseher ohne Strom  heute konkret aus? Susanne Brandt, Bibliothekarin und Lektorin  bei der Büchereizentrale in Schleswig-Holstein und die Geschichtenerzählerin Helga Gruschka beschreiben es in ihrem Buch „Mein Kamishibai – Das Praxisbuch zum Erzähltheater“*) als ein Erzähltheater: ein Wechselrahmen mit Türen davor, der oben geöffnet ist und zwischen den Leisten so viel Platz bietet, dass mehrere Bilder als Stapel hinein gestellt, im Rahmen betrachtet und nacheinander wieder heraus gezogen werden können. Die Aufmerksamkeit der Zuhörer und Zuschauer wird so auf den bildlich dargestellten Kern der gesprochenen Worte gelenkt.

Die Autorinnen sehen Kamishibai für Kinder vor allem als Möglichkeit der Sprachentwicklung. In ihrem Buch beschreiben sie die Erzählstufen für Krippenkinder, Kindergartenkinder, Vorschulkinder und Schulanfänger sowie Grundschulkinder. Am Ende steht auch der Einsatz von Figuren, die auf den Bildvorlagen befestigt werden können – also noch ein Schritt näher zum europäischen Papiertheater.
Das Buch richtet sich an Pädagog/innen  Eltern und Großeltern, die in ihrem Alltag mit Kindern von 2 bis 10 Jahren deren Freude am Sprechen, die Kraft der inneren Bilder und die Lust an schöpferischer Fantasie wecken und anregen möchten.

Das geht am Beispiel der „Reihengeschichten“ mit Kindergartenkindern so vor sich: Ein Bild zeigt eine Kuh auf einer Wiese. Es wird gefragt, wie die Kuh heiße und was sie sich wünsche. Die Kinder meinen: eine Banane. Nun wird gemeinsam eine Figur ausgesucht, die den Wunsch der Kuh befördert. Das soll eine Maus sein, ihr Bild wird auf den Hintergrund geklebt. Ein Kind übernimmt nun die Rolle der Kuh: „Hallo Maus, muh muh, kannst du mir eine Banane geben?“ Das Maus-Kind erwidert: „Nein, ich muss jetzt in die Schule.“ So geht es weiter mit anderen Tieren, am Ende zeigt eines den Weg zum Bananenbaum, und die Kuh freut und bedankt sich.

Berichte aus der Praxis schildern die große Begeisterung der Kinder; voller Vorfreude erwarten sie die Geschichtenerzähler/innen und sind sehr bei der Sache. Ihre Mitwirkung löst sozusagen ihre Zungen, und sie entwickeln eigene Ideen, am Ende eigene Geschichten.

Und auch wenn man über die verwandtschaftlichen Beziehungen zum europäischen Papiertheater streiten mag – Papier, Bilder, Geschichten, Zuschauer hat es auch, und in einer Phase, da unser Papiertheater wie in Preetz sichtbar neue Wege sucht und geht, lenkt es den Blick des Erwachsenen auf die Herkunft des Kamishibai, das japanische Kabuki-Theater und damit auf einen fremden, sich uns so annähernden Kulturkreis. Da treffen die Kamshibai-Leute Walter Röhler, den unumstrittenen Experten auf dem Gebiet des klassischen Papiertheaters, der 1963 schrieb: Um aber dem Kleintheater seine einstige Verbreitung und Beliebtheit wiederzugewinnen, bedarf es einer sich weiterentwickelnden, zeitgemäßen Aktualität, sowohl in der Bühnentechnik wie in Repertoire und Ausstattung. Da kommen doch weniger bekannte, aber höchst lebendige Formen doch gerade recht.


*)Don Bosco Verlag 2012, 2013; ISBN 978-3-7698-2068-3;



 


                                       

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      Theater-Welten

     
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       "JAsper schafft Platz"

 




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