Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
der Hauptartikel dieser Aussgabe beschäftigt sich mit Carl Orff und
seinem Papiertheater. Volker Schulin hat sich auf Erkundungsreise
begeben und viele interessante Neuigkeiten insbesondere für uns
Papiertheatler ausgegraben. Nur eine Frage ist offen geblieben:„Aus
welchem Verlag ist das Orff'sche Proszerium?“
Der Winter ist nun bald überstanden, gerade noch Zeit auf eine
aktuelle Weihnachtsaufführung des Stücks „Hänsel und Gretel“
zurückzublicken.
Zu guter Letzt noch ein Blick über den grossen Teich, wo über eine
sehr schöne Papiertheater- ausstellung sogar in der New York
Times und im Wall Street Journal berichtet wurde.
Viel Vergnügen bei der Lektüre!
(mf)
INHALT – Nr. 20 – März 2011
„... mit dem Figurentheater hatte ich allerlei
gelernt.“
Eine Erkundung und ein Appell von Volker Schulin
Seite 2
Elsa, Opa, Hänsel und Gretel Seite 3
A Child's View: Dramas to Color, Cut and
Produce - Eric G. Bernards Papiertheaterausstellung und ihr Echo in der
New York Times und im Wall Street Journal
von Uwe Warrach Seite 4
alle Ausgaben
Das PapierTheater Nr.20
SEITE 2
März 2011
Carl Orff
„...
mit dem Figurentheater hatte ich allerlei gelernt.“
Eine Erkundung und ein Appell von Volker Schulin
Figurentheater aus dem Besitz von Carl Orff
Carl Orff (1895-1982) kennen wir als Komponist der
„Carmina Burana“, als Verfasser eines „Schulwerks“ für junge Musiker,
als Opernkomponist („Der Mond“, „Die Kluge“ u.a.)- aber als
Papiertheaterintendanten? Bis jetzt noch nicht, aber nun...
„... mit dem Figurentheater hatte ich allerlei gelernt.“
In einer Festschrift des Münchner
Marionetten- theaters zum lOO. Geburtstag von Carl Orff (1895-1982)
schreibt der damalige Direktor Franz Leonhard Schadt, wie sie seit 1959
die Opern
„Die Kluge“
und
„Der Mond“ in
engem Kontakt mit Orff erarbeitet haben. Orff hat mehrere Aufführungen
besucht und Freunden und Bekannten empfohlen:
„Das müsst ihr sehen.“ In seinem
letzten Lebensjahr hat Orff noch an der Inszenierung des
Prometheus mitgewirkt. Schon als Knabe war Orff vom
Marionettentheater
fasziniert, er schreibt in seinen Lebenserinnerungen (Dokumentation
Band l):
„1901 durfte ich zum
erstenmal ins Marionettentheater. Das war ein neues, gravierendes
Erlebnis, dessen Auswirkungen mich jahrelang beschäftigten“ .
Zu meiner großen Freude las ich in der Festschrift auch folgenden Satz:
„
Der Anblick von Carl Orffs kleinem
Puppentheater- übrigens auch ein „Theaterbogen-Theater"- und seine
Schilderung, dass er für Aufführungen auf diesem Theater in jungen
Jahren bereits Vorstellungen mit eigenen Kompositionen veranstaltete,
hat mich veranlasst, so weit auszuholen.“
Vor ein paar Jahren schrieb ich an den
Verfasser Herrn Schadt, er konnte mir jedoch keine weiteren
Angaben zu dem Theater machen.
Dass ein Weltkünstler wie Carl Orff, seine Carmina Burana gehört zu den
am meisten gespielten Werken des 20. Jahrhunderts, ca. 70
Einspielungen davon gibt es allein auf dem deutschen Markt, sich in
seiner Kindheit mit dem Papiertheater beschäftigt hat und dies bei
den Papiertheaterfreunden kaum bekannt ist, muss aufgeklärt werden.
Daher bin ich im Herbst 2010 nach
München gefahren, zum Orff-Zentrum (Staatsinstitut für Forschung und
Dokumentation). Ich wurde dort sehr freundlich aufgenommen und konnte
einen ganzen Vormittag mit Frau Hannelore Gassner sprechen. Sie hat in
den letzten Lebensjahren von Orff an der 10 bändigen Dokumentation
mitgearbeitet. Sehr großzügig durfte ich aus der Bibliothek Schriften
einsehen und Fotokopien erstellen. Carl Orff hat uns einen wunderbaren
Bericht über seine frühe Theaterleidenschaft und seine Aufführungen auf
dem Papiertheater geschenkt.
Ich zitiere aus der Dokumentation
Band
l, Seite 27-30, Schneider Verlag Tutzing:
„Eines Tages, es war noch vor meinem
zehnten Geburtstag, nahm mich
meine Mutter auf den
großväterlichen Speicher mit. Da stand in einem Winkel, sorgsam zerlegt
und verpackt, ein Figurentheater, das aus der Kindheit meines
Großvaters stammte. Es war ein richtiges Miniaturtheater, 80 x 80 cm
groß und 50 cm tief mit Prospekt und Vorhang, je drei Kulissen und
Hintergrund. Eine Anzahl von auswechselbaren Dekorationen war noch da,
die Figuren fehlten bis auf einige Restbestände. Die noch vorhandenen
waren wahrscheinlich gedacht für Poccis Märchen Prinz Rosenrot und
Prinzessin Lilienweiß, vom Großvater nach Vorlagen selbst gezeichnet
und bemalt. Sie waren auf Pappe aufgezogen, hatten bewegliche Köpfe und
Arme und Holzklötzchen, auf denen sie stehen konnten und wurden an
feinen Drähten von der Seite oder von oben bewegt.
Nachdem ich das Theater in meinem Zimmer
aufgestellt hatte, musste ich daran gehen, neue Dekorationen und vor
allem Figuren zu beschaffen. In meiner Kinderzeit bekam man diese noch
auf Bilderbogen zum Ausschneiden. Leider konnten diese Figuren nicht
beweglich gemacht werden, sie konnten nur geschoben werden und verharrten in ihrer immer gleichen
Stellung. Alle die Stücke, die ich vom Marionettentheater her kannte,
waren damit nicht darzustellen. Ich mußte mir ein eigenes, statisches
Theater ausdenken und verlegte den Schwerpunkt auf die vielen, sich
verwandelnden Dekorationen, auf Bühnenzauber und „technische
Einrichtungen" wie stürmische Meereswellen, bewegte, ziehende Wolken
oder Gewitter mit entsprechender Musik und Geräuschen. Das
Entscheidende für mich bei diesem Theater war wohl, daß mein Musizieren
und mein Theaterspielen sich ergänzten und bald zu einer Einheit wurden.
Natürlich brauchte ich dazu Helfer und fand
sie in einem älteren Schulfreund aus der Nachbarschaft, der sehr gut
Zither spielen konnte, und einem Gleichaltrigen, der Geige spielte, und
besonders in meiner drei Jahre jüngeren Schwester, die mir nicht nur
beim Figurenführen, sondern auch beim Sprechen und Singen und manchmal
auch am Klavier eine wichtige Stütze war. Wenn ich bei meinem
Kasperltheater noch alles improvisiert hatte, so mußte ich jetzt die
Texte aufschreiben, damit sie gelesen werden konnten, denn neben der
Musik, der Zauberei und Beleuchtung konnte ich nicht auch noch den Text
extemporieren.
Eines meiner ersten Stücke hätte man
fast eine improvisierte Oper nennen können, es hieß Im Zauberwald: Zwei
Kinder (ich hatte alle Figuren vom Bilderbogen „Hänsel und
Gretel" ausge- schnitten) verirren sich beerensuchend im Wald. Rufe -
Echo - Musik. Allmählich kommt die Nacht. Schwarze Vögel fliegen
durch die Luft, Eulen schreien, die Kinder fürchten sich und finden in
einer Höhle Schutz. Dann beginnt fernes Blitzen und Donnern, und bald
ist ein richtiges Gewitter im Gange. Durch die bewegten Gewitterwolken
fliegen nun Hexen (die Knusperhexe auf dem Besen reitend, in vielen
Exemplaren), sie führen während des Unwetters bei unentwegtem Blitzen
mit der elektrischen Taschenlampe einen wilden Tanz auf, mit
Peitschenknallen, Geschrei, Donner auf dem Ofenblech und Rasseln
(Erbsen und Kastanien in irdenen Töpfen geschüttelt). Da erscheint, mit
viel Tremolo auf dem Klavier, in feuerrotem Licht, der Teufel. Es wird
ein Hexen- sabbat mit Feuerwerk, Rauch und Aschen- schlangen, bis es
von einer fernen Kirche Eins schlägt. Schreiend verschwinden die
Erscheinungen, das Gewitter geht vorüber, nur mehr schwaches
Wetterleuchten und ferner Donner. Der Mond kommt - Glockenspiel - dann
Stille - Zithermusik - die Eltern kommen und finden die Kinder
wieder.
Meiner Mutter war es während der
Vorstellung wegen meiner unerhörten Zündelei mit so viel Feuerwerk doch
ungemütlich. Darum bat sie mich, in Zukunft nicht mehr gar so
viel zu zaubern. Auch mußten von nun an immer gefüllte
Wassereimer bereitstehen.
Ich wußte wohl, daß der Zauberwald kein
richtiges Theaterstück, vielmehr nur eine Aneinanderreihung von
Spielmöglichkeiten und ein Vorwand für Feuerwerk und Musik war. Später
versuchte ich mich an Stücken, die mehr auf Monologen aufgebaut waren,
da meine Figuren nicht agieren konnten.
So
dramatisierte ich sehr frei die bekannte Geschichte von Robinson
Crusoe. (Chronik: „Robinson Crusoe in 6 Akten, großartige Dekoration!")
1. Akt: Robinson auf Deck eines
Schiffes, er erzählt, warum er von zu Hause fortgelaufen ist. Es zieht
ein Gewitter auf. Vorhang.
2. Akt: Sturm auf hoher See. Das
Schiff, das in verschiedenen Größen weit und nah auf den wilden Wellen
gezeigt wird, zerschellt endlich an einer Klippe. („Musikalisches und
technisches Glanzstück.")
3. Akt: Robinson auf einer einsamen
Insel findet am Ufer Trümmer und Kisten eines anderen gestrandeten
Schiffes. Er hält Ausschau aufs weite Meer, denkt an Zuhause,
wehmütiger Monolog, Musik ganz frei nach Grieg.
Nach verschiedenen Abenteuern
Robinsons, die die anderen Akte füllen, nun gleich zum letzten:
6. Akt: Robinson schläft in seiner
Höhle. Nacht - Mondaufgang. Fern-glitzernd, bewegt liegt das Meer (mit
Stanniol und Lametta vom Christbaum dargestellt), dazu viel Musik. Im
Hintergrund erscheint ihm in magisch-blauer Beleuchtung in einem hohen,
hohlen Baum seine Mutter im Traum und tröstet ihn, daß er bald nach
Hause kommen wird (Melodram!).
Das
Schwierigste bei all dem szenischen Spektakel war, daß die Umbauten und
die Vorbereitungen jeweils sehr viel Zeit in Anspruch nahmen und so
notgedrungen immer größere Pausen entstanden, Pausen, die meist länger
waren als der vorher- gehende Akt. Da ich beim „Umbau" maßgeblich
beteiligt war, konnte ich auch nicht, wie ich ursprünglich vorhatte,
die Zwischenzeit mit Musik füllen. So waren meine Vorstellungen auch
eine Art „Geduldsspiel". Im Laufe der Zeit hatte ich eine Menge
größerer und kleinerer Stücke für mein Theater erfunden und
aufgeschrieben. Die Hefte sind alle im Krieg verbrannt mit allen
Figuren, Versatzstücken und Bauten, nur das Theater selbst blieb
erhalten.
Bei diesen Puppenspielereien mit dem
Figurentheater hatte ich allerlei gelernt.“
Soweit
die Worte von Carl Orff. Bei der Schilderung zu Robinson Crusoe hatte
ich sofort die Schreiber Dekorationen vor Augen (Schiff Nr. 71/72,
Stürmisches Meer Nr.63-65 und Am Meeresstrand Nr.73/74). Nun war ich
auf das Theater sehr gespannt, am nächsten Tag fuhr ich von Herrsching
mit dem Raddampfer über den Ammersee nach Dießen, wo Orff seit 1955
gelebt hatte.
Ihm zu Ehren wurde dort ein Museum
einge- richtet. In einer in die Wand eingelassenen Vitrine steht das
große Theater (8ox80x50 cm). Die Angabe dass es ein Schreiber-Theater
sei, stimmt nicht. Die Dekoration Schlosshof von Schreiber ist später
ergänzt worden und die Schreiber Figuren zu Schneewittchen sind Kopien.
Vermutlich steht jetzt auf dem Schild „Verlag unbekannt“.
Obwohl ich mehreren Sammlern und
Fachleuten das Foto geschickt habe, und eine Diskussion entstanden ist,
konnten wir das Proszenium bis jetzt noch keinem Verlag zuordnen. Bei
der Größe des Theaters und der Dekorationen und wegen der besonderen
Druckqualität drängt sich die Frage auf, ob das Theater, wie im Text
angegeben, aus der Kindheit des Großvaters stammen kann
(Carl v. Orff geb. 1828, Karl Koestler geb. 1837).
Ich kenne ein, auch im Aufbau,
gleiches Theater im Privatbesitz, dessen Erwerb in der Familie ziemlich
genau auf 1890 angegeben werden kann.
Als Orff das Theater zusammen
mit seiner Mutter auf dem Speicher 1905 aufgefunden hat, waren noch
handgemalte Figuren des Großvaters dabei zu einem Stück von Pocci, das
erst 1858 geschrieben wurde. Vielleicht hat der Großvater dies für die
Mutter von Orff (Paula Koestler geb. 1872) gemacht. Sie war ein
hochbegabtes Mädchen, das schon im Alter von 12 Jahren die
Konzertreife als Pianistin hatte. Von ihr hat Carl wohl die stärkste
künstlerische Prägung erhalten.
Das
Alter des Theaters ist nicht nur für die Papiertheatergeschichte eine
spannende Frage, auch für die Orff-Forschung könnte sie von Bedeutung
sein. Gerne würde ich mich beim Orff-Zentrum München und bei der Carl
Orff Stiftung bedanken, indem wir genaue Angaben über den Verlag machen
könnten. Dazu brauche ich die Hilfe der Sammler, bitte schaut euch das
Proszenium genau an, jedes Detail kann uns weiterhelfen. Besonders
aufmerksam sollten wir vielleicht bei den Firmen suchen, die so
genannte Industrietheater herstellten. Bitte meldet euch (bei Volker
Schulin, Tel.: 0711/587311). An die Spieler habe ich den Wunsch, bringt
das Papiertheater nach 100 Jahren wieder zu Carl Orff.
„Die Kluge“ und
„Der Mond“ warten darauf.
Proszenium und Programmzettel aus Carl Orff und sein
Werk. Dokumentation.
Hans Schneider Verlag, Tutzing 1975–1983 mit
freundlicher Genehmigung der Carl Orff Stiftung
Die Robinson-Bilder sind Anregungen für die Bühnenbildner des Museums
in Dießen bei der beabsichtigten Restauration der Orff-Bühne (wie Carl
Orff sie verwendet haben könnte...)
Weitere Informationen über Carl Orff: Wikipedia-Eintrag
über Carl Orff
Programmzettel: Aufführung anlässlich des
Geburtstages vom Großvater, 11. Februar 1906
Das PapierTheater Nr.20
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März 2011
Elsa, Opa, Hänsel und Gretel
Elsa (5) besucht Oma und Opa. Im
Keller erblickt sie Opas Papiertheaterbühne mit den Kulissen zur
Märchenoper „Hänsel und Gretel“
, die Opa zu Weihnachten für Freunde
aufgeführt hatte. Das möchte sie auch gerne mal sehen. Für die Oper ist
sie doch wohl noch zu klein, denkt Opa und entschließt sich zu einer
Kurzfassung.
Die erste Szene im Haus des Besenbinders läuft glatt, Elsa singt sogar
mit: „Suse, liebe Suse" und „Brüderlein, komm tanz mit mir“
. Und
erkundigt sich: „Wann kommt die Hexe?“
„Nachher“, antwortet Opa und
lässt die Mutter auftreten.
„Die mag ich nicht.“
Gut, ihr Auftritt ist ja auch nur kurz, dann erscheint mit „Ralalala“ der Vater.
„Den Vater mag ich auch nicht.“
Kein großes Problem, denkt Opa, die Eltern sind ja auch nicht so sehr
nett, und jetzt kommt die hübsche Waldszene mit Sandmännchen und
Engelstreppe. Als das Sandmännchen auftritt, erklärt Elsa: „Den
Zwerg da mag ich nicht.“
Opa überlegt. Nun wird’s eng. Was wird Elsa erst
zur Hexe sagen? Er
hält testweise die Figurine
hoch. „Das
ist die---“
„Nein! Die mag ich gaaaaar nicht.“
Opa überlegt. Nun wird’s eng. Was wird Elsa erst zur Hexe sagen? Er
hält testweise die Figurine hoch. „Das
ist die---“
„Nein! Die mag ich gaaaaar nicht.“
Die Dramaturgie ist geschmissen. Opa ist es gewohnt, dass Elsa beim
Kasperspiel eingreift und den Plot ins Schleudern bringt, aber dies
hier ist misslicher. „Wollen wir
lieber aufhören?“ fragt er besorgt.
„Nein, Opa, spiel weiter.“
Weiter ist gut, denkt Opa. Wenigstens die Engel kommen heil über die
Bühne, aber ohne Hexe ist der Pfiff weg. Nur Hänsel und Gretel sind
übrig geblieben.
Vor der Bühne ist es verdächtig still. Dann: „Opa, das ist mir jetzt langweilig.“
Opa seufzt unhörbar. Vielleicht nächste Weihnachten, denkt er.
Während er einpackt, ist Elsa schon nebenan in der Bastelwerkstatt. „Ich mal die Hexe!“ ruft sie herüber.
-ch
Das PapierTheater Nr.20
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März 2011
Ausstellung
A Child's View: Dramas to Color,
Cut and Produce - Eric G. Bernards Papiertheaterausstellung und
ihr Echo in der New York Times und im Wall Street Journal
von Uwe Warrach
ausstellungskatalog
Vom 30.10.2010 bis 31.01.2011 gab es im Bruce Museum,
Greenwich,
Connecticut Eric G. Bernards große Papiertheater- ausstellung zu
sehen.
Der Katalog, der
mich in Ausstattung und Qualität an unsere
frühere Zeitschrift „PapierTheater“ erinnert, berichtet ausführlich
über und Juvenile Drama, Papier-und
Kindertheater,
Théàtre de Papier, Teatro de Papel, Dukketeater und Toy Theater und stellt Bühnen und
Verleger aus etlichen Ländern
vor. Das allein darf man schon als herausragendes Ereignis bewerten,
aber die
eigentliche Sensation kommt erst noch: Über diese Papiertheater-
ausstellung
haben nicht nur örtliche Zeitungen berichtet, selbst die New York Times
und das Wall
Street Journal fanden das Thema interessant genug für ein paar Spalten
nebst Abbildungen.
Gemeinsam mit
Eric Bernard blicken sie zurück: „...
lange vor Kino und Fernsehen, erst recht vor
Videospiel, gestalteten Legionen von
Kindern ihre Phantasien und ihr Wissen in Theater aus Papier.“
Berichtet wird im
Katalog (und dement- sprechend in den
Zeitungen) über Verlage und ihre Theaterbögen im 19. Jahrhundert, über „plays, operas and pantomimes-ranging from
fairy tales like ‚Cinderella’ and ‚Hansel and Gretel’ to meldodramas
like ‚The
Miller and His Men’ and ‚The Corsican Brothers’. The plays of
Shakespeare and
Schiller, even popular operas, were also part of the vast repertoire.“
Wir treffen auf
Vertrautes wie A Penny Plain and Two Pence Coloured und Namen wie
W.G.Webb, John
Redington, Benjamin Pollock, „Engelbrecht Peepshows“, Winckelmann und
Söhne,
Oehmigke & Riemschneider, Joseph Scholz, J.F.Schreiber, Alfred
Jacobsen.
Sehr schön
gedruckt die Proszenien aus England, Deutschland,
Österreich, Frankreich, Spanien, Dänemark und den USA. Anregend finde
ich es
die vielen Titel; auch wenn man etliche kennt, so klingen sie doch
stimulierend
wie: Onkel Toms Hütte, Ivanhoe, Jack
the
Giant Killer, The Last of the Mohicans, Don
Quixote, Oliver Twist, Dramatisierungen nach Jules Vernes
Romanen. Auch fiel mir auf, dass offenbar in England,
aber auch in Österreich und Spanien Shakespeare eine große Rolle
spielt(e), den
wir bei uns doch eher selten auf der Papiertheaterbühne zu sehen
bekommen.
Wer noch mehr
wissen möchte, findet Auszüge aus dem Katalog
nebst Bildern unter www.brucemuseum.org,
dort auf Exhibitions> Past Exhibitions klicken.
J.H. Singer Proscenium, USA, New York, ca.
1883
Seix y Barral Teatro de los Ni�os, Spanien,
ca. 1918 und 1925
Publisher: Imagerie Pellerin Proscenium,
Frankreich ca. 1866
New York Times vom 28.11.2010
Wall Street Journal vom 05.11.2010