Das PapierTheater Nr.27
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Juni 2012
Symposium
3 Tage in Wien
Das Symposium des Vereins FORUM Papiertheater vom
10. bis 13. Mai 2012
Kleine Reportage von Uwe Warrach
Hinter den Kulissen
Alle paar Jahre veranstaltet der Verein FORUM
Papiertheater eine Zusammenkunft mit Vorträgen, Diskussionen und
Besichtigungen an Theater geneigten Stätten. So tagte man unter anderem
in Bad Lauchstädt, Meiningen, Hanau und nun in Wien.
3 Tage in Wien – das ist eigentlich
ein bisschen wenig für diese schöne und große Stadt voller Kunst und
Geschichte, zumal wenn man sozusagen zum Arbeiten dahin kommt: ein Tag
voller Vorträge, an den anderen Besichtigungen und
Zusammensein – aber das wollten wir ja so haben und waren es offenbar
auch zufrieden. Deshalb schon hier einmal Dank an die Planer des
Vereins. Und wohl dem, der ein paar Tage mehr übrig
hatte und vorher an- oder nachher abreiste.
Zum Auftakt und zur Begrüßung fanden
sich die 39 Teilnehmer/innen am Abend des 10. Mai im
Restaurant Figlmüller ein, in
einer Gasse im Zentrum nah dem Stephansdom, den Fiakern und Mozarts
Wohnung - ein Magnet vor allem für
Touristen, die das typisch Wienerische essen, trinken und erleben
möchten.
Die eigentliche Veranstaltung selbst
begann am nächsten Morgen im
Österreichischen
Theatermuseum, im Palais Lobkowitz
und dort im prachtvollen Eroica- Saal, benannt nach Beethovens
Symphonie, die dort angeblich habe aufgeführt werden sollen aber nicht
wurde (vielleicht aus dem guten Grund, dass die
Akustik selbst einzelnen menschlichen Stimmen, nämlich bei den
Vorträgen, nicht sehr wohlgesonnen ist). Gleichwohl für die
Papiertheaterleute in Wien ein adäquater Platz. Zum Theatermuseum
weiter unten mehr.
Hervorheben möchte ich an dieser
Stelle die freundliche Betreuung der Veranstaltung nebst Besuchen und
Führungen durch Karin Neuwirth, Kustodin des Theatermuseums. Bei ihrer
gleichwohl zurückhaltenden Art war sie allgegenwärtig und sorgte nicht
nur für den Ablauf des Programms, sondern auch sehr aufmerksam für
leibliche Erfrischungen an jenem
sommerlichen Tag.
Auftrag und Inhalt dieses Artikels ist
nun weder ein Nachberichten noch eine kritische Würdigung der Vorträge
wie etwa bei den Aufführungen in Preetz. Hier soll nur kurz und
stichwortartig dargelegt werden, um was es ging; wer Genaueres und vor
allem Authentisches wissen will, kann sich die Texte als PDF aus
unserer Internetausgabe herunter laden oder von
den Autor/innen anfordern. Näheres bei den einzelnen Themen.
Schwerpunkte bildeten historische
Zusammenhänge zwischen Drucktechnik- und Theaterentwicklungen mit dem
jeweiligen
Zeitgeist, vornehmlich auf Wiener Verhältnisse bezogen, sowie Fragen
der Archivierung von vorhandenen Sammlungen. Dabei gab es wohl für
jedermann neue Einblicke und Erkenntnisse, nicht
zuletzt dadurch, dass die Referent/innen bei ihren Einstiegen in die
Materie neues und bisher Unbekanntes zutage gefördert hatten. Das galt
auch für das begleitende Bildmaterial.
Programmfolge:
Gert Strauss: Der Wiener Verlag der
artistischen Anstalt von M. Trentsensky und sein Papiertheater
Über Herkunft und Biographien der
Trentsenskys (Ende des 18. Jahrhunderts), ihre nicht einfachen Lebens-
und Arbeitsbedingungen und ihre Techniken, dazu ausgesuchte
Illustrationen. Man ging in Wien nicht wegen der Stücke ins Theater,
sondern wegen der Schauspieler, was sich positiv auf die Nachfrage nach
Figurenbögen auswirkte. Das Nachstellen war wichtiger als das Spielen.
Mangels Druckerlaubnis (nicht wegen des Urheberrechts, das spielte
keine Rolle) gab es keine Textbücher, aber zahllose Bögen, z.B. 172
Blätter für 16 Stücke.
Nur wenige Bühnen sind heute noch
erhalten, weil ein Großteil in schlechten Zeiten verheizt worden war.
Anhand von (überlebenden) Modellen wurden Bauweisen und Spieltechniken
demonstriert.
Bezugsquelle wird nachgereicht.
Wolfgang Galler: Die Sammlung
Botuschan - Eine Wiener Papiertheatersammlung
Die sehr umfangreiche Sammlung mit
rund 13.000 Einzelteilen hatte lange Zeit unbeachtet im Depot des
Theatermuseums gelegen, vielleicht auch, weil Botuschans Ordnungssystem
nur
ihm vertraut war. Mit Unterstützung des inzwischen verstorbenen Dr.
Herbert Zwiauer wurde mit der Aufarbeitung begonnen. Der Fundus steht
inhaltlich in engem Zusammenhang
mit Wien und seiner Umgebung, wie zahlreiche Illustrationen zeigten.
Bezugsquelle wird nachgereicht.
Karin Neuwirth: Der Zauberschleier –
von der Uraufführung in der Josefstadt zum Papiertheaterbogen
Der Vortrag führt in Biedermeier,
Vormärz, die Zeit bürgerlichen Rückzugs und Aufbegehrens, zu Künstlern
wie Spitzweg und Schubert, Nestroy und Wagner. Hausmusik,
Innenarchitektur und Mode gaben den Rahmen für die spezielle
Unterhaltung durch das Theater, auch das auf dem Wohnzimmertisch. Da
kam 1842 im Theater in der Josefstadt eine Sensation heraus: Mit 400
Aufführungen des Schauspiels „Der Zauberschleier" hatte das Wiener
Theater des 19. Jahrhunderts seinen Dauerbrenner, etwa vergleichbar
heutigen langjährigen
Musicalerfolgen (jedenfalls bezüglich der Kasse). Es handelt von Feen,
vom entwendeten Zauberschleier einer solchen, von Liebe und Intrige.
Das Stück fand in den Verlag Trentsensky und damit zum Papiertheater.
Sehr reizvoll: Ansichten des Donautals
mit der Walhalla, dem Kloster Melk, dem Wiener Kahlenberg und anderem
bot der so
genannte Wandelprospekt, der im Hintergrund vorbeigezogen wurde,
Perspektive und Größenverhältnisse abgestimmt,
begleitet von Musik.
Bezugsquelle wird nachgereicht.
Sabine Herder: Johann Christian
Winckelmann – von der großen zur kleinen Bühne
Recherchen und Entdeckungen in der
Vor- und Geschichte des Berliner
Verlags Winckelmann & Söhne, der seinen Ursprung in dem
Düsseldorfer
Verlag Arnz & Comp.
von Johann Christian
Winkelmann hatte, der seinen
Namen erst mit dem Umzug nach Berlin
prussifizierte, in dem er ein c hinzufügte. Für 20.000 Einwohner bot
Düsseldorf damals immerhin 1.000 Theaterplätze.
W. war 1806 Mitinitiator und Finanzier
eines heute fast vergessenen
Reformtheaters, das sich an Lessing in Hamburg orientierte und dessen
Ziel es war, in Düsseldorf das Ideal eines bürgerlichen Theaters mit
festem Ensemble umzusetzen.
Dazu wurde zum Teil bislang als verschollen vermutetes Bildmaterial
gezeigt.
Bezugsquelle: Sabine Herder;
e-Mail: sabine.herder@web.de
Christian Reuter: Erfassung und
Struktur eines Katalogs der Theaterbogen der Firma J. Scholz
Die „Schreiber-CD" von Christian
Reuter mit ihren Figurenbögen und Texten ist bekannt und inzwischen
auch zumindest im Verein
verbreitet. Jetzt folgen die nächsten Schritte im selben System mit dem
Ziel einer möglich vollständigen Erfassung der Dekorationen Schreiber
und Scholz. Von diesem Vortrag
ausgehend zieht sich als ein Roter Faden das Thema Archivierung durch
dieses und die folgenden Referate, und zwar bei Reuter u.a. aus der
Zusammenarbeit mit und der Zulieferung
von
Bezugsquelle wird nachgereicht.
Volker Schulin: Die Entwicklung der
Schreiber-Dekorationen, Bildbeispiele zur Ergänzung des Buches von
Pflüger/Herbst
Volker Schulin war wie üblich vor Ort,
u.a. bei der Sammlung in Esslingen und hat mit seinen Erkundungen bei
den Befragten wieder mal zumindest ebenso viel Interesse geweckt wie
gesucht. Er schilderte die Druckverfahren und späteren maschinellen
Techniken, die dem Metier zur Verbreitung verhalfen. Dank der Erfindung
der Schnelldruckpresse wurde Schreibers Kindertheater überhaupt erst
möglich. Ausführlich wird über die Vorläufer- Verlage und ihre
Bedeutung für die „Alte Serie" von Schreiber geschildert; die
herausragende Erkundung liegt darin, dass Daten und Bilder gefunden
wurden, die eine lückenlose Entwicklungslinie dieser Verlage und ihre
Beziehung untereinander zeigen. Ebenso wie Sabine Herder wurde Volker
Schulin auch in Bereichen fündig, wo angeblich gar nichts zu holen war,
auch und gerade bei den Bildern.
Bezugsquelle: Volker Schulin, Tel.:
0711/587311; e-Mail: vschulin@web.de
Per Brink Abrahamsen: Wann und wie das
Papiertheater entstand
Der dänische
Papiertheaterdirektor begann mit der Frage, warum nach einer 25jährigen
Tradition wie der des Preetzer Papiertheatertreffens gedruckte
Papiertheaterstücke wenig
verkauft würden und trotz zahlreicher Bauanleitungen für Papiertheater
kaum neue Spieler hinzu kämen. Und beantwortete
sie selbst damit, dass es eben großen Talents bedürfe, mit den
einfachen Mitteln des Papiertheaters große Wirkungen zu erzeugen. Davon
ausgehend, widmete er sich vor allem Fragen der
„Papiertheaterdramaturgie", die naturgemäß eine andere sein müsse als
die des großen Theaters und machte seine
Vorstellung der „doppelten Illusion" (die Pappfigur ist noch weniger
abgebildete Realität als der Schauspieler in seiner Rolle) an Spielern
wie Poulter und Gladwin fest. Ausdrücklich
widersprach er, dabei nicht unumstritten, der Auffassung, dass
das Papiertheater eine ironische Distanz zum Stück halten müsse. Auch
Abrahamsen befasst sich mit der Frage einer
umfassenden Archivierung der Papiertheaterwelten.
PDF zum Herunterladen
Soviel zum Vortragsprogramm.
Am Abend des geistig anstrengenden, aber physisch unterfordernden Tages
traf man sich bei einem wieder als typisch wienerisch empfohlenen
Wirtshaus, dem
Ubl, nahe dem
Naschmarkt.
Der Sonnabendmorgen sah uns in der
Wiener Staatsoper bei einer
fesselnden Führung hinter die Kulissen, in den Zuschauersaal und in
erlesene Räume wie den Pausenraum des Kaisers, bei
dessen Prunk und Luxus man sich des Gefühls nicht erwehren kann, Seine
Majestät sei der Halbzeiterholung weit mehr bedürftig gewesen als
Künstler und Bühnenpersonal. Dass Letzteres ab 7 Uhr jeden Tag schwer
schuften muss, außer
während der Sommerpause, wurde glaubhaft demonstriert. Die
Arbeitsabläufe beim Kulissenbau, der Verbleib der Teile dieser
gewaltigen Dauerbaustelle hinten, links oder sonst wo, ähneln zwar
entfernt den Methoden der Papiertheaterspieler, Pappen und Spieler nach
Gebrauch hinter sich zu werfen, sind aber
doch von anderem Format (sie haben hier auch 300 Leute parat, während
unsereiner alles, aber auch alles, allein machen muss). 4 Ausstattungen
stehen ständig im Haus parat, weitere 73 (!) lagern außerhalb. Am Abend
fand ich es reizvoll,
dieselben Dekorationen auf der Bühne zu sehen, wenn auch nur in der
öffentlichen Live-Übertragung an der Seitenwand des
Opernhauses. Übrigens ein nachahmenswerter Brauch, Kunst kostenfrei
unter die Leute zu bringen. Man muss sich nur entsprechend der
Witterung anziehen.
Anschließend gab es im Theatermuseum
eine Darbietung auf der
Teschner-Bühne.
Ich zitierte hier einfach mal das Theatermuseum selbst:
Der legendäre Figurenspiegel Richard
Teschners gehört zu den Ikonen des Puppenspiels. Richard Teschner (1879–1948) schuf mit seinen
Stabpuppen, seinen Stücken, seiner Bühnentechnik und der mechanischen
Begleitmusik ein komplexes
theatralisches Gesamtkunstwerk unter dem Einfluss der Wiener Secession
und des Art Déco. Das Theatermuseum zeigt immer wieder die Stücke
Teschners auf
einer Kreisbühne mit Glas davor, eine
Marionettenaufführung im Stil von vor hundert Jahren mit ebenso alter
Spieluhrenmusik.
Ein Mädchen tanzt, erst allein, dann mit einer Art Berggeist. Die
Figuren, von denen die meisten im Spielraum in Vitrinen stehen, sind
aus Lindenholz gearbeitet.
Wer mochte, konnte nun noch ins
Opernmuseum gehen, dessen Reichtum
sich nach Auffassung des Verfassers in Grenzen hält.
Das
Österreichische
Theatermuseum selbst hingegen, unser Tagungsort, beherbergt
nach eigenen Angaben
hervorragende
Beispiele der drei wichtigsten Techniken des Puppenspiels:
Marionetten-, Schatten- und
Stabfigurentheater. Der Bestand an Bühnenbild- und Architekturmodellen
aus dem 18. bis 20.
Jahrhundert zählt fast 1.000 Stück.
Den Grundstock der Sammlung bilden 400 Modelle zu Aufführungen im
Hofburgtheater
von 1888 bis 1910 – eine Zeit, in der
neue ästhetische Programme und technische Errungenschaften wie das
elektrische
Licht auf der Bühne eine
Neukonzeption des Bühnenraums erforderten. Zu den weiteren Höhepunkten
gehören die Originalmodelle aus dem 18. Jahrhundert von Lorenzo
Sacchetti,
Modelle der russischen
Revolutionskunst sowie die Arbeiten des österreichischen
Bühnenreformators Alfred Roller. Nicht
zuletzt dokumentiert die Sammlung die
Theaterarbeiten von Künstlern des 20. Jahrhunderts wie Remigius
Geyling, Oskar
Strnad, Clemens Holzmeister,
Friedrich Kiesler, Fritz Wotruba, Lois Egg und Wieland Wagner.
Darüber hinaus gibt es regelmäßig
Ausstellungen, bei unserem Besuch eine über Gustav Klimt und die
Verteidigung seines Bildes „Nuda Verita" durch Hermann Bahr sowie eine
über die Geschichte der Operette.
Zu erwähnen ist nun noch die
Papiertheateraufführung
Die
Fledermaus am Sonnabend, von
und bei Kamilla und Gert Strauss in deren Wohnung, die (wegen der
begrenzten Platzzahl) nur ein Teil der Gruppe besuchte. Wer nicht dabei
sein konnte, hat Gelegenheit in Preetz 2012. Der Vorführung schloss
sich etwas später noch ein Besuch im
Heurigenlokal
Muth in Grinzing, nahe einem der Beethoven-Wohnhäuser, mit
Gesang zur Gitarre an.
Dass Wien darüber hinaus eine Menge bietet,
genossen vor allem diejenigen, die ein paar Tage früher oder später an-
oder abreisten, wobei die Beziehung zu Kultur, Musik, Theater (und
damit im weiteren Sinne zum Papiertheater), an fast jeder Ecke geradezu
einlädt; es sind nicht immer nur die großen Häuser.
Kunst können in dieser Stadt auch viele kleinere, wie zum Beispiel das
Marionettentheater in Schönbrunn,
das liebevoll gestaltete
Dritter-Mann-Museum
(schräg gegenüber vom
Ubl),
eine kleine Kirche mit einem Kammerkonzert von Nachwuchsmusiker/innen,
Straßenmusiker mit bühnenreifen Auftritten. Und zum Ausgleich für das
viele Sitzen empfahl
sich etwa ein Ausflug auf den
Kahlenberg
(wo 1683 die Türken Wien belagerten und zurückgeschlagen wurden) mit
Wanderung auf
dem Nasenweg und/oder entlang der Donau, ein Besuch im
Prater, in dem die Bäume schon
heftig grünten und im
Stadtpark mit
dem goldenen Strauß-Denkmal, wo gerade eine Art regionale Gourmet-Markt
–Meile stattfand. Sehr erleichtert wird das alles durch den ebenso
hervorragenden wie preiswerten und unkomplizierten Wiener ÖPNV. Und
dass die Papiertheaterleute mittendrin noch etwas „in eigener Sache
erledigen" konnten, war natürlich die
Hauptsache.
Damit möchte der Chronist hier schließen. Wer
noch etwas zu berichten hat, was ihr, ihm oder uns in Wien geschah, ist
herzlich dazu eingeladen; dieser Beitrag nebst den angeführten
Vortragstexten soll bei weitem nicht alles sein über die 3 Tage in Wien.
Das PapierTheater Nr.27
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Juni 2012
Serie „Wie ich zum Papiertheater kam“ - Folge 3
Vom schweren Anfang
zum guten Ende
von Angela Lindemann
Meine Faszination für das Papiertheater entstand
auf dem Umweg über die Liebe zum Buch. Als Kind hatte ich ein
heißgeliebtes dreidimensionales Bilderbuch ,,Dornröschen". Es ließ sich
auseinanderfalten zu einem runden Stern mit mehreren Spielszenen.
Als unsere Kinder klein waren, erinnerte ich mich
während des Vorlesens an dieses Buch und begann, nach solchen Spiel-
und Verwandlungsbüchern zu suchen. So entstand nach und nach eine
Sammlung von Pop-up-Büchern, die es leicht machte, unsere Kinder und
später auch unsere Enkelkinder für Bücher allgemein zu interessieren.
Sie konnten Klappen öffnen, Laschen ziehen, Kulissen entfalten, Figuren
aufstellen und bewegen. Wichtig dabei war immer ein Moment der
Überraschung. Dann kamen Papierkrippen dazu und über eine selbstgebaute
Papier-Theaterkrippe von Schreiber entdeckte ich die wunderbare Welt
der Papiertheater.
Das erste selbst aus Kopien verschiedener
Buchausgaben hergestellte und bespielte Stück war ,,Peter und der Wolf'
mit der Begleitmusik von Prokofiew , gelesen von Loriot. Unsere Tochter
und ich luden arglos alle Familienmitglieder ohne große Proben ein und
gaben unser ,,Bestes". Es wurde ein großer Lacherfolg!
Es ging schief, was nur schiefgehen konnte:
die Musik zwischen den Texten war viel zu lang, so dass der gefangene
Wolf mit seinem Gefolge immer wieder rückwärts trotten mußte, weil die
Strecke viel zu kurz war, der Vogel kam zu früh angeflogen und als er
schließlich im Text angekündigt wurde, rief das jugendliche Publikum:
,,Der ist doch schon da!" Die Ente fing in den Teelichtern fast Feuer
und verhedderte
sich in den Bäumen am See.
Einzig das Fangen des Wolfes, ein heikles
Problem, das mir viele Nächte lang Schlaflosigkeit beschert hatte,
gelang wunderbar: ein Magnet, befestigt an der Seilschlaufe , die Peter
herab lässt, dockte - klack -- am Körper des Wolfes an. Da staunten
alle nicht schlecht! Und Applaus gab es trotz aller Pannen reichlich.
Das war der Beginn. Während meiner Berufszeit als
Bibliothekarin konnte ich in der Stadtbücherei einige Ausstellungen
ausrichten, die das wunderbare Medium der ,,Papierkunst" zu neuem Leben
erweckten: wie Adventskalender, Papierkrippen, Pop-up-Bücher und last
but not least Papiertheater.