Zeitungskopf

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Sommerausgabe der Webzeitung beginnt mit einer neuen Serien zu den technischen Tricks und Kniffen, die im Papiertheater genutzt werden können. Martin Haase startet mit seinem Beitrag und Sie als Leser sind aufgerufen, durch einen einen Beitrag die Serie fortzuführen. Vielen Dank im Voraus.

In einem weiterer Workshopbericht bringt uns Iris Förster Kamishibai näher.

Unsere Serie „Wie ich zum Papiertheater kam“ setzt Uwe Warrach mit seinem Erinnerungen fort.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

(mf)

 

INHALT – Nr. 32 – August 2013

Kniffe, Tricks und Schißlawengs      „Special effects“ – nur im Blockbuster?
von Martin Haase
Seite 2

 

Kamishibai – Eine abenteuerliche Reise  mit der Zeitmaschine
von Iris FörsterSeite 3

 

Das kam zu mir

von Uwe WarrachSeite 4

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Blocker

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Das PapierTheater Nr.32                           SEITE 2                       August 2013

Aus der Trickkiste - Teil 1

Kniffe, Tricks und Schißlawengs
„Special effects“ – nur im Blockbuster?

von Martin Haase



                         Drehlampe

                         Bild 1: Drehlampe

 


Schwarzlicht. Einen ganz besonderen Effekt kann man mit einer Schwarzlichtröhre erzeugen, denn dieses Licht regt fluoreszierende Farbe zum Leuchten an. Das schafft – besonders auf dem Friedhof – eine ganz besondere Atmosphäre, denn der Nachthimmel strahlt in einem magischen Licht. Auch im Weltall heben sich die getupften Farbpunkte wie strahlend helle Sterne vom schwarzen Firmament ab. Die Schwarzlichtröhren gibt’s im Baumarkt, und die Farben im Bastelgeschäft. Damit das Schwarzlicht nicht überall hin strahlt, sondern wirklich nur die Bühne beleuchtet, habe ich sie mit einer schwarzen Papphülse ummantelt, die nur einen schmalen Spalt freigibt.


Feuerwerk
Bild 3: Feuerwerk von Vorne


Feuerwerk. (Bilder 3 und 4) Bereits um das Jahr 1900 herum kannte man die sogenannten Chromotropen, bunt leuchtende Szenenbilder, die bei der Darstellung von (chinesischem) Feuerwerk zum Einsatz kamen. Verwendet wurden Farbenräder, die von der Rückseite mit dem Licht einer Laterna Magica angestrahlt wurden. „Nachteil“ ist dabei, dass man die ganze Pracht ständig und dauerhaft sieht. Bei einer richtigen Feuerwerksrakete sieht man jedoch zunächst nur die Leuchtspur der Rakete und dann eine Explosion, deren Licht allmählich wieder verglimmt und zu Boden sinkt.
Um diesen Effekt zu imitieren, habe ich zunächst die Pappe für den Hintergrund mit doppelseitiger Klebefolie bezogen und dann die Spuren der Rakete und der Lichtexplosion mit dem Cutter hineingeschnitten. Danach habe ich die Schutzfolie abgezogen und den  Wolkenhintergrund auf die Pappe geklebt. Zuletzt habe ich die geschnittenen Schlitze mit Window-Colour ausgefüllt. Mit einer Taschenlampe folgt man nun der Leuchtspur der Rakete und – um die Explosion zu imitieren – zieht man die Taschenlampe ruckartig nach hinten weg. Der nun vergrößerte Lichtkegel erleuchtet den ganzen Bereich der Explosion. Man lässt die Taschenlampe sinken, und damit sinken die Funken herab und verglimmen.


Feuerwerk
Bild 4: Feuerwerk von hinten


Effektlichter. Die „1 Euro“-Läden in unseren Einkaufsstraßen erweisen sich mitunter als wahre Fundgruben, was effektvolle Lichtquellen angeht. Als da wären:
⁃    Mini-Taschenlampen mit Halteclip, die man hinter der Bühne festklemmt, um damit     ein wichtiges Detail genau ausleuchten zu können;
⁃    Elektro-Teelichte, die wunderschön flackern und die perfekte Illusion eines     Kaminfeuers erzeugen;
⁃    LED-Farbwechsler mit aufgestecktem Glasfaserbündel, wobei der Farbwechsler     einen ausbrechenden Vulkan imitiert und das Glasfaserbündel das Licht einer roten     Lampe zu einem realistischen Lagerfeuer leitet;
⁃    blinkende Plastik-Anstecker, deren „Innenleben“ man auch gut für die     Positionslichter eines Flugzeugs verwenden kann;
⁃    ein rotes Fahrradrücklicht lässt die Hexe in gespenstischem Licht erscheinen.
Das alles kostet nicht viel Geld, bietet aber zahlreiche Möglichkeiten für eine effektvolle Beleuchtung.

Geräusche. Über dieses Stichwort ließe sich ausführlich referieren. Aber an dieser Stelle nur so viel: wer mit Tonträgern arbeitet, findet auf speziellen CDs und auch im Internet  jedes nur denkbare Geräusch und sogar ganze „Athmos“ (das sind Geräusch-Collagen, die die Atmosphäre eines bestimmten Ortes wiedergeben, z.B. eine Straße, ein Hafen, ein Bahnhof. Geräusche (und natürlich auch Musik) tragen in ganz besonderer Weise zur Lebendigkeit und Authentizität einer dargestellten Szene bei (z.B. unter www.hoerspielbox.de oder http://theaterverlag.eu/28.Sounds__Geraeusche.html – auf dieser Seite gibt es auch noch tolle Links zu anderen kostenlosen Seiten). Was die rechtliche Seite angeht - bei der Hörspielbox gelten für die nicht kommerzielle Verwendung folgende Nutzungsbedingungen:
„Es ist gestattet, die angebotenen Materialien über das Internet abzurufen und zum persönlichen Gebrauch oder zu Zwecken der originären, künstlerischen Arbeit und der Lehre zu kopieren und weiterzuverarbeiten. Als bibliographische Angabe ist die Adresse der hoerspielbox zu nennen: "www.hoerspielbox.de".“ Weitere Informationen ebenda.

Wer seine Geräusche lieber selbst erzeugt, findet ebenfalls im Internet (unter dem Stichwort „Geräusche machen“) wertvolle Anregungen; im Übrigen kann man sich aber auch von Alltagsgegenständen oder Percussion-Instrumenten inspirieren lassen. Meeresrauschen oder Regen erzeugt perfekt der „Regenmacher“ (ein Papprohr, das auf der Innenseite mit Nägeln gespickt ist und durch das eine Handvoll Reis hin- und herrutscht); Kokosnusshälften klappern wie die Hufe eines Pferdes; mit Sandpapier bespannte Holzbrettchen imitieren optimal eine fahrende Dampflokomotive; mit speziellen Pfeifen können Vogelstimmen imitiert werden; Butterbrotpapier knistert wie ein Lagerfeuer ...
Der Phantasie sind hier – wie überhaupt beim Papiertheater – keine Grenzen gesetzt.

Wer zu den angegebenen Hinweisen Fragen hat, kann gerne mich anrufen (Tel. 02191/77287). Ich würde mich freuen, wenn vielleicht auch andere Spielerinnen und Spieler ihre Trickkiste einmal öffnen würden, denn man lernt ja immer voneinander und kann auf diese Weise das Medium "Papiertheater" weiter entwickeln und bereichern.





 

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Das PapierTheater Nr.32                           SEITE 3                      August 2013

Papiertheaterworkshop

 

Kamishibai – Eine abenteuerliche Reise  mit der Zeitmaschine

von Iris Förster

 


                 Beim  �ben


                 Beim üben


 

„Kennst du Kamishibai?“, fragte der Mitarbeiter der Stadtbücherei in Waiblingen mich vor ein paar Monaten. Nein - da musste ich mich erst einmal schlau machen: Kamishibai ist ein populäres Erzähltheater der japanischen Vorkriegszeit. Die Vorführer erzählen kurze Texte zu wechselnden Bildern, die in einen bühnenähnlichen Rahmen geschoben werden. Die Texte und Bilder werden eigens für diese Erzählform erarbeitet und dienen heute z.T. als Vorlagen  für die berühmten japanischen Comics.

Entstanden ist diese Form des öffentlichen Theaters zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Süßigkeitenverkäufer fuhren mit dem Fahrrad durch die Dörfer und Städte. Auf dem Gepäckträger war ein Holzrahmen befestigt, in den er die Geschichtstafeln einlegte, während er seine Geschichten vortrug. Die Vorstellungen waren kostenlos, den Unterhalt verdiente sich der Erzähler mit dem Verkauf von Süßigkeiten.

Aha, eine sehr einfache Form des Papiertheaters, die seit kurzem in Bibliotheken sehr erfolgreich zur Leseförderung eingesetzt wird. Eine erste Möglichkeit, dieses Medium auszuprobieren, ergab sich bei den Waiblinger Kinderkulturtagen, die unter dem Motto „Eine abenteuerliche Reise mit der Zeitmaschine“ veranstaltet wurden. Und so kündigten wir einen Theaterworkshop an.

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Zwölf Kinder trafen sich am Nachmittag in der Stadtbücherei. Sie hörten zur Einstimmung die Geschichte von Jan, Ben und Max*, drei Geschwistern, die einmal pro Woche freitags, wenn die Mutter für eine Stunde verschwindet,  eine Zeitreise unternehmen und spannende Abenteuer erleben. Und so ein Abenteuer durfte sich nun jedes  Kind ausdenken und in zwei Bildern aufmalen. Fantastische Ideen kamen heraus: ein gefährlicher Vulkan bricht aus, die Kinder können sich eben noch retten und treffen eine kleine blaue Schildkröte, die Kinder treffen einen Ritter und kämpfen gegen einen Drachen, sie landen in der Steinzeit und finden einen Schatz, aber auch Abenteuer in der Zukunft, Kämpfe gegen Roboter und die Suche nach dem Zeitportal waren dabei. Gar nicht so einfach, eine ganze Geschichte in zwei Bildern auszudrücken! Aber das war die Bedingung, denn zu guter Letzt sollte eine komplette Geschichte mit 12 Episoden in einer Viertelstunde erzählt werden. Wer fertig war, konnte sein eigenes Theater bemalen (ein Rahmen aus Wellpappe mit dahintergeklebter  Sichthülle zum Halten der Bilder) und dann gab es einen Probedurchlauf der Aufführung, denn die fand vor versammeltem Publikum (Teilnehmer) und geladenen Gästen (den Eltern, Großeltern und Geschwistern) statt. Die zwölf Zeitreisen wurden anhand der Szenenbilder von den  Kindern frei erzählt, und unsere drei Helden hatten alle Hände voll zu tun. Kein Wunder, dass im letzten Bild die Zeitmaschine ihren Geist aufgab, hatte sie doch innerhalb kürzester Zeit ihre Passagiere von der Steinzeit bis ins Jahr 3045 transportiert.

Vulkan

Vulkan


Unser Fazit: Ein gelungener Nachmittag, bei dem jedes Kind fantasievoll und kreativ war und seine Ergebnisse in angemessenem Rahmen vorstellen konnte. Da wurde der Fünfjährigen genauso aufmerksam zugehört wie dem Zwölfjährigen. Die Verbindung der Episoden durch einen Erzählstrang war für die Kinder bei der Entwicklung ihrer Geschichte hilfreich. Mit wenig Aufwand werden die Kinder ans freie Erzählen herangeführt und das Holz- oder Papiertheater sorgt für den passenden Rahmen.

*„Die tollkühnen Abenteuer von JanBenMax“ von Zoran Drvenkar, Bloomsbury 

 

BildBild


Kinder beim malen



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Das PapierTheater Nr.32                           SEITE 4                       August 2013

Serie „Wie ich zum Papiertheater kam“ - Folge 8

Das kam zu mir

von Uwe Warrach

                 

                   Sammlung

                    Aus der Sammlung von Dirk Reimers

 


Im Keller diente die Kasperbühne, hergestellt für Kindergeburtstagsfeiern, als Gerüst für eine erste „Installation“. Ich reproduzierte ein paar Figuren und schnitt sie aus, schwarzweiß und ziemlich unscharf, weil die Originale winzig waren und träumte davon, auf der noch zu bauenden Bühne ALLES spielen zu können. Zufällig besuchte mich gerade mein Freund Georg und war begeistert- schon von diesem mickrigen Anfang. Handwerklich begabt und gut ausgestattet, schweißte er mir die ersten Schiebedrähte und bastelte den Hexenofen mit flackerndem Feuer. Da hatte ich schon die Bögen verarbeitet, und Heiligabend ging die erste Aufführung über die Bühne. Es folgte Undine nach E.T.A. Hoffmann, die Kulissenbilder nach Schinkel besorgte ich auf verschlungenen Wegen vom Kupferstichkabinett der Museen in Berlin, Schinkels Zauberflöte (die Königin der Nacht mit dem Sternenhimmel) gleich mit. Darüber berichtete ich der Redaktion von PAPIERTHEATER, worauf Norbert Neumann einen Beitrag erbat und mich bald darauf ins Sushi-Restaurant „Shiawase“ in der Deichstraße in Hamburg einlud, wo ich den Virtuosen Robert Poulter erlebte. Von da an ging es seinen Gang, fast jedes Jahr eine neue Inszenierung, begleitet von Norberts Kritiken und Ermunterungen, ebenso Georgs und einem wachsenden Kreis von Leuten, die sich nun um die Jahreswende meine Stücke ansehen mussten: Der volle Ring in einer Stunde, Scrooge!, Der bestrafte Wüstling, Der Troubadour u.a.. Auch ein gewisser Hans Ahrens hatte  von den Schinkel-Kulissen gelesen und mich angerufen. Bald darauf schlug er mir vor, bei Rüdiger Koch zuzuschauen, der ein Gastspiel in Hamburg-Rahlstedt gab, und daraus wurde ein jahrelanges Zusammenspiel mit Hans in seinem Haus, vor seiner zahlreichen Verwandt-, Bekannt- und Nachbarschaft. Er spielt im Keller, dann folgt ein Theatermenü, dann spiele ich im Wohnzimmer. Da wir sehr unterschiedlich spielen, sowohl inhaltlich als auch technisch, können wir nicht mit- aber sehr gut nacheinander spielen. Und nun hoffen wir, dass wir das noch möglichst lange tun  können, inzwischen auch für meine Freunde.

2009 traute ich mich zum ersten Mal, in Preetz zu spielen, nach mehrfacher Ermunterung von Dirk Reimers, mit der Räuber-Oper. 2011 dann Die Sache mit dem Stern.

Schon früh entstand der Gedanke, Papiertheater auch anderen nahe zu bringen, und zwar auf erzählerische Weise. Mit Georgs und Norberts Unterstützung entstand der erste Papiertheaterroman, als Hörbuch. Nachdem es beim Festival in Waiblingen ausgelegt hatte,  meldete sich von dort ein kleiner Verlag: Iris Förster, die inzwischen alle vier Romane herausgegeben hat. Sie spielt selbst Papiertheater mit ihrer Familie und betreut nun auch die Druckausgabe von DAS PAPIERTHEATER.

So schließen sich Kreise, Freundschaften erwachsen, und in dieser unserer Nische kann man mit seiner Wanderbühne die Freude finden, die der des spielenden Kindes nicht fern ist.

 





 

                     Sammlung                      


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