16. September 2020
Uwe Warrach über die Retrospektive anlässlich des 33. Preetzer Papiertheatertreffens
Hier geht es geht es zum Film.
Zu neuen Ufern – nicht nur, aber auch
12.September 2020 – Datum von Verlust und Gewinn zugleich. Enttäuschung zunächst, weil das Treffen nach über drei Jahrzehnten zum ersten Mal ausfällt, schwacher Trost, mit Videos auszuhelfen, auch Zweifel daran, aber kleiner Mut machender Feldversuch im Juli durch Robert Jährig, dann abgewartet oder mitgemacht. Eröffnungszeitpunkt am Sonnabend, 15.15 Uhr, ist ja sozusagen ins Hirn gemeißelt, und dann ist das Wetter auch noch so Preetz-gut, aber sonst fehlt fast alles.
Webseite des Preetzer Papiertheatertreffens aufgerufen, Begrüßung pünktlich durch das Empfangskomitee: Inga und Dirk. Sie vermissen uns, wir sie auch, ebenso wie alles andere, was dazu gehört: die Schule, die Klassenräume, den Bühnen-Aufbau in allen Räumen mit seiner kreativen Unruhe, den Koch, den Hausmeister.
„Normalerweise“, beklagt Inga Feldmann, „sind sie jetzt alle hier, und jetzt ist es so still.“ Ja, und dann sind sie, das heißt: wir, irgendwie ja doch da. Es folgt ein Preetzer Papiertheatertreffen ohne Papiertheatertreffen, das den Seelen der Ausgeschlossenen zum Labsal wird.
Alte Häsinnen und Hasen finden sich, ihre Erinnerungen und Preetz-Gefühle des Familientreffens wieder, mit etwas Wehmut vielleicht, aber da hinein mischt sich das Wohlgefühl, dass etwas Vermisstes noch nicht ganz weg ist. Neulingen vermittelt der halbstündige Film von Birthe Thiel, Inga Feldmann und Dirk Reimers die Vorgeschichte des Preetzer Papiertheatertreffens, die Begeisterung der Spielenden und des Publikums, Vielseitigkeit des Genres und vielleicht auch Lust zum Selbermachen. Einzelne Szenen und Beiträge erscheinen, einige Protagonisten erzählen von herausragenden Begebenheiten, von Pannen und Schwierigkeiten, zum Beispiel finanziellen. Zahlreiche Beispiele belegen das internationale Flair, und nach und nach fängt das Ganze an selbst zu leben, lässt aufleuchten, was Krisen allem Ungemach zum Trotz meistens mit sich bringen: neue Wege. Nein, das war kein Papiertheater pur, aber der Streit, was Papiertheater eigentlich sein sollte und was nicht, füllt ja ohnehin schon ganze Papiertheaterzeitungen, da muss man neue Möglichkeiten nicht mehr scheuen (schließlich: weiß irgend jemand auf der Welt, wann Corona vorbei sein wird???).
Bei der Begrüßung sagt Dirk Reimers noch zu Inga: „Was heißt Stille? Wir haben jetzt eine schöpferische Pause.“ Das ist es! Ich glaube, mit diesem Auftritt wird etwas in Bewegung kommen. Oder ist es schon.
Hinweis: Der Auftritt ist noch auf der Webseite der Volkshochschule Preetz zu sehen.