Viel Musik und offenes Spiel
Von Marlis Sennewald
Nach dem Jubiläum, dem 30. Preetzer Papiertheatertreffen mit dem großen Programm, das auch einige Theater-Rückblicke präsentierte, kommt das 31. Preetzer Papiertheatertreffen etwas kleiner und leiser daher, allerdings in der Gewichtung internationaler denn je und garantiert mit mindestens ebenso spannenden Aufführungen.
14 Bühnen sind eingeladen aus 6 Ländern: USA, Mexiko, Großbritannien, Frankreich und Dänemark, und 6 deutsche Bühnen. Beide Bühnen aus Frankreich werden auf Deutsch spielen.
Die Qual der Auswahl dürfte also in diesem Jahr für den Zuschauer geringer sein und die häufig geäußerte Klage „man kann ja leider nicht alles sehen“ wird vielleicht nicht mehr so oft zu hören sein.
Auffallend musikalisch geht es in diesem Jahr auf den kleinen Bühnen zu:
- „The Flood“ von Papirteatret Meklenborg aus Dänemark kommt mit einem Musik-Theater um Peter Gabriel.
- Sarah Peasgood, GB, hat eine nostalgische Show über das Programm einer traditionellen englischen Music Hall inszeniert: „Popular Music Hall Turns“.
- Birthe und Sascha Thiel haben für ihr Théâtre Mont d’Hiver ein Stück über die Entstehung der berühmten Bach’schen Goldberg Variationen gestaltet.
- Auch die 3 kleinen Stücke, unter dem Titel „I am the King of Niniveh“, mit denen „the Titan of Paper theatre“, Robert Poulter, auftreten wird, basieren auf Musik. Zu Songs hat er eigenwillige Bilderwelten geschaffen.
- Das „Familienunternehmen“ Hellriegels Junior (Willem, Frede, Jule Klemmer und Gerlinde Holland) hat sein neuestes Stück „Die Schicksalsharfe“, eine nordischen Ballade, rund um einen live gesungenen Song komponiert.
- Und aus Kalifornien kommt Yulya Dukhovny (Microscope Toy Theater), Pianistin und Komponistin, mit dem feinen poetisch-philosophischen Stück „Into the Rice Fields“, in dem die Musik des japanischen Komponisten Tōru Takemitsu eine wichtige Rolle spielt.
Einige Bühnen spielen nicht in den engen Grenzen des Papiertheaterkastens, sondern nutzen freie Fläche auf Tischen, Koffern oder anderem Zubehör. Im diesjährigen Programm präsentieren im offenen Spiel :
- Cuarto Rojo & Facto Teatro aus Mexiko, Avelina Correa und Alejandro Benítez, beide Schauspieler, benutzen Papiertheaterelemente und Figuren für ihr sehr temperamentvolles und ausdruckstarkes Spiel. „La peor Señora del Mundo / Die schlimmste Frau der Welt / Worst Lady in the World“ ist ein farbiges Spektakel über eine ziemlich böse Frau, das in spanischer Originalsprache präsentiert, garantiert jedem verständlich sein wird.
- Steinitz+Kollin,
Barbara Steinitz und Björn Kollin aus Berlin, haben das Stück „Der beflügelte Schneider“ im Gepäck und spielen, passend aus einem Nähkästchen, die Geschichte des Flugpioniers Albrecht Ludwig Berblinger, bekannt als „Der Schneider von Ulm“, berührendes Papiertheater mit viel Live-Musik.
- Miss Sunshine & Miss Perfect nennt Sarah Schiffer ihre Bühne, sie spielt jedoch wie schon im vergangenen Jahr allein; spielt gerne skurrile Geschichten, vorzugsweise Märchen, die sie mit ebenso skurrilen Figuren illustriert und durch ausdrucksstarkes Spiel lebendig werden lässt. „Blaubart – eine Schauergeschichte“ zeigt gleich im Titel, worauf sich der Zuschauer gefasst machen muss.
Zusammenfassen kann man das Preetzer Programm unter vielen verschiedenen Aspekten. Offenes Spiel versus traditionnelles Papiertheaterspiel mit Proszenium und allem was zu einer Papiertheaterbühne gehört – oder sollte man lieber sagen: offenes u n d traditionnelles Spiel – gibt es in Vielfalt zu erleben.